Mitmachbücher für Kinder und Jugendliche Mehr als nur Lesen

Ein Kind spielt mit einem Buch: Spaß haben, statt sich durch Texte zu quälen
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Im Laufe der vergangenen Jahrzehnte hat sich das Kinderbuch zu einem vielseitigen, lebendigen Spielzeug entwickelt. Dass man an etwas zieht, damit woanders etwas rausguckt, ist dabei ein alter Hut. Mittlerweile gibt es Mal- und Wimmelbücher, Bilderbücher mit Stickern oder tönenden Tasten, knifflige Rätsel, für die man das Buch zerschneiden muss sowie interaktive Geschichten, deren Handlungsverlauf die Kinder mitentscheiden können.

Maria Feck
Agnes Sonntag wurde in eine Familie geboren, deren Mitglieder von Büchern magisch angezogen werden. Ihr Großvater arbeitete bei der Büchergilde Gutenberg und brachte ihr gern Fehldrucke mit, sodass sie bis heute das Ende vieler James-Krüss-Geschichten nicht kennt. Später studierte die gelernte Arzthelferin in Schweden Publizistik und Schwedisch. Sie arbeitete als Schwedischlehrerin, Übersetzerin und freie Mitarbeiterin des schwedischen Schulfunks. Seit einigen Jahren betreut sie beim Kinder-Nachrichtenmagazin »Dein SPIEGEL« die Buchtipps und rezensiert auf SPIEGEL.de Kinder- und Jugendbücher.
Besonders beliebt sind sogenannte Escape-Bücher, die das Prinzip des Escape-Rooms in Buchform nachahmen. Oder auch Kritzelbücher, in denen man Motive zu Ende malen kann und es nicht, wie in herkömmlichen Malbüchern, nur darum geht, vorgegebene Formen auszumalen.
Die folgenden Mitmachbücher richten sich vor allem an Kinder bis zum Grundschulalter. Darin geht es um sinnlose Sätze, versteckte Tiere und staubiges Spielzeug. Der letzte Titel ist für die Großen: eine interaktive Sci-Fi-Geschichte, verteilt auf zwei Bücher, aus denen man sich gegenseitig vorliest.
Das erste Spiel
In Bilderbüchern für die ganz Kleinen werden Tiere meist sehr plakativ dargestellt. Dieses dicke Pappbilderbuch ist anders, fällt durch seine charaktervollen Tierillustrationen auf. Bei der Schweizer Illustratorin Andrea Peter sind die Figuren nicht glatt gestrichen, vielmehr hat jedes Tier seinen eigenen Ausdruck. Die Geschichte, die hier erzählt wird, hat, so simpel sie ist, durchaus Witz.
Was ist hier los? Ja, genau, was ist hier los? Wer hockt da bitte unter der grauen Decke? Das fragen sich die Katze und die lesenden Kinder. Bevor wir weiterblättern, wird geraten. Zum Glück lugt immer ein kleines Stück Tier unter der Verhüllung hervor. Trotzdem sind nicht alle Tiere babyeierleicht zu erraten. Äh, finde ich jedenfalls.
Beste Lesezeit: Zu faul zum Versteckspielen.
Empfohlenes Alter: Ab 2 Jahren.
Preisabfragezeitpunkt
21.03.2023 06.25 Uhr
Keine Gewähr
Für gute Augen
»Reim dich oder ich fress dich«, sagt meine Mutter immer, wenn’s am Zeilenende reimtechnisch hakt. Daran musste ich beim Lesen dieses Buches einige Male denken. Denn Autor und Illustrator Markus Spang hatte sich mit diesem Buch viel vorgenommen: Seine kleinen Texte sollen sich nicht nur reimen, sondern es versteckt sich auch immer der Name des gesuchten Tieres darin.
Was ist hier los? Da steht ja nur ein Junge im Garten – oder? Beim längeren Schauen entdeckt man plötzlich Tiere, die sich kreuz und quer verstecken. Nach welchem Tier man suchen soll, erfährt man in den kleinen Reimen. Jedenfalls wir Erwachsenen. Die Kinder mit ihren jungen, messerscharfen Augen haben das Gesuchte da sicher schon längst entdeckt.
Beste Lesezeit: Zur Entspannung.
Empfohlenes Alter: Ab 4 Jahren.
Preisabfragezeitpunkt
21.03.2023 06.25 Uhr
Keine Gewähr
Unheimliche Heimlichkeiten
Dieses großformatige Rätselbuch besticht nicht durch eine gruselige Geschichte, sondern seine gruseligen Suchbilder. Täuschend echt und düster sehen die Szenen auf den Fotos aus, die der Fotograf Walter Wick in einem Studio inszeniert hat. Die Leistung der Autorin erschließt sich mir nicht, denn eine Geschichte, die die Fotos verbindet, kann ich nicht erkennen. Aber das macht nichts. Die kann man sich ja selbst ausdenken.
Was ist hier los? Verlassen steht das herrschaftliche Haus da im Mondenschein. Man nähert sich dem einsamen Gebäude, tritt ein, schaut in staubige Regale, geht zum Friedhof. In kurzen Texten unterhalb der Fotos wird aufgezählt, was es jeweils zu finden gibt.
In den Bildern sind wirklich viele Dinge versteckt, aber nicht immer leicht zu finden. Darum ist das Buch auch für ältere Grundschulkinder geeignet. Man könnte dabei gemeinsam enträtseln, was diese Fotos eigentlich so gruselig macht.
Beste Lesezeit: Statt einen Gruselfilm zu gucken.
Empfohlenes Alter: Ab 5 Jahren.
Preisabfragezeitpunkt
21.03.2023 06.25 Uhr
Keine Gewähr
Wortklaubereien
Mal angenommen, jemand möchte gute Stimmung verbreiten. Dann nimmt man einfach dieses Büchlein hervor und liest schön blöde Sätze vor, bis die Sonne wieder scheint. Außerdem kann man es auch im Unterricht einsetzen und damit ganz nebenbei Satzteile oder Satzbau üben. Ob als Fremd- oder Muttersprache – damit lernt man Deutsch von seiner lustigen Seite kennen.
Was ist hier los? »Am Strand kontrolliert Tante Doris die Tomatensuppe.« Dies ist eine von 194.481 Kombinationsmöglichkeiten, die dieses Klappbuch mit seinen vier Satzelementen bietet. Alle Sätze haben den gleichen Satzbau, jeder Satz hat eine andere Farbe. Durch das Umklappen einzelner Satzteile wird der Satz dann bunt – und lustig.
Beste Lesezeit: Auf einer Bahnfahrt im Großraumwagen.
Empfohlenes Alter: Ab 6 Jahren.
Preisabfragezeitpunkt
21.03.2023 06.25 Uhr
Keine Gewähr
Rollenspiel mit zwei Büchern
Wieder was Neues: Ein Buch, nein, zwei Bücher, die zusammen zum spielerischen Lesen führen. Vorweg werden die Figuren beschrieben und das Prinzip des Buches erklärt (das man auch allein spielen kann). Wer sich mit Raumfahrt und den Gesetzen des Alls (Wurmloch, Lichtjahre, Milchstraße …) nicht so gut auskennt, muss sich ordentlich konzentrieren, um die zukünftige Welt, in der sich die Handlung bewegt, zu verstehen. Vielleicht auch etwas für den Physikunterricht?
Was ist hier los? Es ist das Jahr 2059. Kommandantin Celene Immortelle leitet eine gefährliche Expedition zu einem mysteriösen Planeten. Das erste Buch erzählt aus ihrer Perspektive. An ihrer Seite arbeitet Kommandant Prosper Alpan, Erzähler des zweiten Bandes. Abwechselnd lesen die Spieler und Spielerinnen die Textabschnitte ihres jeweiligen Buches vor. Dann müssen sie entscheiden, wie sie die geschilderten Probleme lösen. Denn bei der Mission läuft natürlich nicht alles nach Plan, und die beiden Protagonisten müssen schwerwiegende Entscheidungen treffen.
An der Geschichte ist klasse, dass die Figuren sehr unterschiedlicher Herkunft und unterschiedlichen Alters sind, ohne dass dies aufgesetzt wirkt. Mir gefällt die Vorstellung von zwei Freunden oder Freundinnen, die zusammensitzen, sich gegenseitig vorlesen und gemeinsam eine Geschichte entwickeln.
Beste Lesezeit: Für zwei, die neugierig sind.
Empfohlenes Alter: Ab 14 Jahren.
Preisabfragezeitpunkt
21.03.2023 06.25 Uhr
Keine Gewähr