Geiseldrama von Nordkaukasus Russland soll Beslan-Opfern drei Millionen Euro zahlen Bei der Geiselnahme von Beslan im Jahr 2004 starben 334 Menschen, mehr als die Hälfte Kinder. Nun urteilte das Europäische Menschenrechtsgericht: Der russische Staat hat versagt und muss die Opfer entschädigen. Russland widerspricht.
Hinterbliebene von Beslan Marina Paks Rettung vor dem Wahnsinn Marina Paks Tochter Swetlana ging auf die Schule von Beslan, als vor zehn Jahren ein Terrorkommando einfiel. Swetlana starb, insgesamt 334 Menschen kamen ums Leben. Die Mutter kämpft seitdem mit ihrer Verzweiflung - und hat doch einen neuen Lebenssinn gefunden. Von Benjamin Bidder und Dmitrij Beljakow
Russlands Spezialeinheiten Bluthunde des Kreml Es gibt die russische Armee. Und es gibt die "Speznas": Elitekämpfer für Spezialeinsätze wie jetzt den Schutz von Olympia in Sotschi. Hier berichten fünf Veteranen, wie die Geheimtruppe operiert. Von Matthias Schepp
Chronik Massenmorde in der Schule Gutenberg-Gymnasium in Erfurt, Columbine-Highschool in Littleton, Mittelschule Nummer 1 in Beslan: Immer wieder sind Lehranstalten Schauplatz von regelrechten Massakern. Eine Chronologie des Schreckens.
Studentin Alana aus Beslan Die bitterste Chance des Lebens Der 1. September 2004 war der schlimmste Tag in Alanas Leben: Ihre Schule in Beslan wurde von tschetschenischen Terroristen gestürmt, sie überlebte, ihre beste Freundin starb im Kreuzfeuer. Doch durch den Anschlag bekam Alana die Chance ihres Lebens.
Porträt von Bassajew Tod eines Terrorfürsten Er war Russlands Staatsfeind Nummer 1: Schamil Bassajew - der Drahzieher der blutigen Geiseldramen im Moskauer Musical-Theater "Nordost" und der Schule von Beslan wurde von einer Spezialeinheit der russischen Armee getötet. Von Lukas F. Streiff
Rache Russland tötet den Terror-Paten von Beslan Russlands Präsident Putin spricht von einer "gerechten Strafe": Eine Spezialeinheit hat nach russischen Angaben den tschetschenischen Extremistenführer Schamil Bassajew getötet. Nach Geheimdienstinformationen plante Russlands Staatsfeind Nummer eins zuletzt ein Attentat parallel zum anstehenden G-8-Gipfel.
Ein Jahr nach Beslan Die Logik des Leugnens Es war einer der blutigsten Anschläge überhaupt: Mehr als tausend Menschen haben Terroristen vor einem Jahr in einer Schule in Beslan als Geiseln genommen, 331 kamen ums Leben. Doch die Ermittlungen sind seither kaum vorangekommen - und sicherer wurde Nordossetien keineswegs. Von Uwe Klußmann
Exklusiv-Interview mit Michail Gorbatschow "Zum jetzigen Zeitpunkt verhält sich Putin richtig" Mangelnde Offenheit, Schlamperei, Bestechung: Im Interview mit SPIEGEL ONLINE erhebt Ex-Präsident Michail Gorbatschow schwere Vorwürfe gegen die russischen Behörden vor Ort. Ihr Versagen habe die Tragödie von Beslan erst möglich gemacht.
Jagd auf Anführer von Beslan Russland übernimmt amerikanische Anti-Terror-Strategie Nach dem Massaker von Beslan nimmt der Kampf Russlands gegen den Terror neue Dimensionen an: Die Regierung Putins übernimmt die US-Strategie des Präventiv-Angriffs und kündigt an, Terroristen künftig weltweit zu jagen. Auf die mutmaßlichen Anführer setzte sie Kopfgelder in Millionenhöhe aus.
Analyse zum Tschetschenien-Konflikt "Schwache haut man" Die Toten von Beslan sind Opfer blindwütigen Terrors - aber auch Opfer einer untauglichen Politik der russischen Regierung, den Tschetschenien-Konflikt einzudämmen. Seit jeher sichert der Kreml seine Macht im Kaukasus, indem er die dort beheimateten Völker aufeinander hetzt. Die Strategie bringt Präsident Putin nun in Bedrängnis. Von Jörg R. Mettke
Terror-Video Sprengsätze und eine Schwarze Witwe Vermummte Terroristen hantieren mit selbstgebastelten Bomben vor Kindern, die verängstigt auf dem Boden hocken: Ein russischer TV-Sender hat ein Video gezeigt, das die Mörder von Beslan in der überfüllten Schul-Turnhalle kurz nach dem Überfall gedreht hatten - ein Dokument des Grauens.
Terror und die Folgen Putin sagt Deutschland-Besuch ab Russlands Präsident Putin hat seinen für Freitag und Samstag geplanten Deutschland-Besuch abgesagt. Grund ist das Massaker von Beslan. Putin kündigte an, die Vorgänge im Nordkaukasus intern und nicht parlamentarisch aufarbeiten zu wollen. In Russland demonstrierten am Nachmittag Zehntausende gegen den Terror.
Drama in Beslan Putins misslungene Faustpfand-Strategie Recherchen zum Geiseldrama von Beslan werfen ein neues Licht auf Moskaus Taktik zur Lösung der Krise. Einen Tag nach der Schulbesetzung soll die russische Armee Dutzende Angehörige tschetschnischer Rebellen festgenommen haben - vermutlich als Faustpfand für Verhandlungen mit den Terroristen.
Geiseldrama in Beslan Die eiskalten Planungen der Profikiller Erste Ermittlungen zeigen: Die Mörder von Beslan gingen mit eiskalter Professionalität vor. Sie hatten die Besetzung der Schule minutiös geplant, sogar Gewehre unter der Bibliothek versteckt. Schon während der Staatstrauer muss Russland neue Anschläge fürchten, die Rebellen prahlen in Internet-Videos mit Waffenlagern und selbst gebauten Granatwerfern. Von Matthias Gebauer
Massenbeerdigungen Beslan begräbt seine Toten Mit einer landesweiten zweitägigen Staatstrauer gedenkt Russland heute der Opfer des Geiseldramas in der Schule von Beslan. In der kleinen Stadt im Kaukasus begannen derweil die Massenbeerdigungen. Etwa hundert Leichen konnten noch immer nicht identifiziert werden. Viele sind bis zur Unkenntlichkeit entstellt.
Pressestimmen "Tschetschenien darf Putin nicht überlassen werden" Ausländische, aber auch russische Zeitungen haben den Ausgang der Befreiungsaktion in der Schule von Beslan kritisch kommentiert. Hier eine Auswahl:
SPIEGEL TV in Beslan "Du hast doch selbst Kinder" Nach Recherchen von SPIEGEL TV war mindestens einer der Terroristen von Beslan selbst fünffacher Vater. Nicht einmal seine Ehefrau hatte ihn überreden können, die unschuldigen Kinder zu schonen. Einige Täter konnten inzwischen gefasst werden.
Brutalität in Beslan Geheimdienste befürchten Eskalation der Gewalt Die Brutalität der Geiselnahme und die gezielte Ermordung von Kindern im Nordkaukasus hat auch erfahrene Fachleute schockiert. Nach Einschätzung von Geheimdienstmitarbeitern haben die Gewalttäter damit eine Stufe des Terrorismus erreicht, die zu noch mehr Gewalt führen kann.
Blutbad von Beslan Bergungskräfte rechnen mit 500 Toten Einen Tag nach dem Ende des blutigen Geiseldramas im südrussischen Beslan wird das ganze Ausmaß der Tragödie erkennbar. Bis zum Nachmittag wurden 322 Leichen geborgen, die Bergungsmannschaften rechnen jedoch inzwischen mit rund 500 Todesopfern. 260 Geiseln werden vermisst.