20 Jahre nach der Einheit Einkommenskluft zwischen Ost und West wächst

Dresden: Nettoeinkommen im Osten lagen 2008 bei 75 Prozent des Westnieveaus
Foto: Z1006 Matthias Hiekel/ dpaWiesbaden - Die Ostdeutschen haben den Anschluss beim Einkommen an den Westen noch lange nicht geschafft - und ihr Rückstand ist zuletzt sogar wieder angewachsen. Lag das Haushalts-Nettoeinkommen in den neuen Ländern 2003 im Durchschnitt noch bei 77,5 Prozent des Westniveaus, so reduzierte es sich in den folgenden fünf Jahren auf nur noch 75 Prozent. 1993 und damit kurz nach dem Mauerfall lag das Ost-Einkommen nach Abzug von Steuern und Abgaben bei 68,3 Prozent des Westwertes. Im Osten wird überhaupt nur jeder Zweite nach Tarif bezahlt.
In dem untersuchten Fünf-Jahres-Zeitraum erhöhte sich das Nettoeinkommen im Westen um 3,3 Prozent auf 3056 Euro, im Osten stagnierte es bei 2292 Euro. Das geht aus den vom Statistischen Bundesamt am Mittwoch veröffentlichten Zahlen hervor. Damit standen dem Durchschnittshaushalt zwischen Ostsee und Erzgebirge monatlich 764 Euro weniger zur Verfügung.
Im gesamtdeutschen Durchschnitt lag das monatliche Haushalts-Nettoeinkommen bei 2914 Euro. Dem Plus von 2,9 Prozent im Vergleich zu 2003 steht aber eine Inflation von zehn Prozent gegenüber. Deshalb blieb den Deutschen deutlich weniger Geld zum Leben.
Allerdings lasse dieser Rückgang keinen Rückschluss auf die Entwicklung der Verdienste in Ost und West zu, sagte Peter Weigl, Vizepräsident des Statistischen Bundesamtes. Die Veränderungen würden auch von veränderten Strukturen der Haushalte abhängen.
Die Ergebnisse stammen aus Einkommens- und Verbrauchsstichprobe (EVS), die alle fünf Jahre erhoben wird. Dafür halten rund 60.000 Haushalte ein Vierteljahr lang Einnahmen und Ausgaben in einem Haushaltsbuch fest.
Der Statistik zufolge stammten vom durchschnittlichen Bruttoeinkommen der Haushalte in Höhe von monatlich 3707 Euro im Jahr 2008 insgesamt 62 Prozent aus Erwerbseinkünften. 23 Prozent oder 842 Euro des monatlichen Brutto stammten aus öffentlichen Transferleistungen wie Pensionen, Kindergeld, Arbeitslosengeld oder Hartz-IV-Leistungen. Die übrigen 15 Prozent setzten sich aus Einnahmen aus Vermögen oder nicht-öffentlichen Transferzahlungen wie etwa Unterhalt durch getrennt lebende Partner zusammen.
Alleinlebende verfügten demnach mit durchschnittlich 1726 Euro über das höchste monatliche Pro-Kopf-Einkommen. Dagegen hatten Alleinerziehende pro Kopf nur 845 Euro im Monat, bei Paaren mit Kindern waren es 1103 Euro. Alleinerziehende verfügten auch über den geringsten Spielraum zum Sparen. Während sie nur 89 Euro im Monat im Schnitt auf die hohe Kante legen konnten, lag der Bundesdurchschnitt mit 312 Euro monatlich mehr als dreimal so hoch.