389-Megawatt-Lücke Bundesnetzagentur findet nicht genug Anbieter für Windkraft

Windräder in Thüringen: Alle Gebote kamen zum Zuge
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Der Ausbau der Windenergie am Land kommt nur schleppend voran. Die Bundesnetzagentur erteilte bei der Ausschreibungsrunde zum Mai weniger Projekten den Zuschlag als vorgesehen. Das teilte die Behörde mit. Alle 114 Gebote für den Bau von Windrädern kamen zum Zuge, insgesamt sollen sie eine Leistung von 931 Megawatt erbringen. Das ist jedoch deutlich weniger, als die 1320 Megawatt, die insgesamt ausgeschrieben waren. Die garantierten Abnahmepreise für den Strom lagen mit 5,85 Cent pro Kilowattstunde nahe dem möglichen Höchstwert.
Die Netzagentur zeigte sich überrascht über die schwache Nachfrage. Nachdem es bei den letzten beiden Ausschreibungsrunden mehr Projekte als mögliche Zuschläge gegeben habe, sei das Volumen für die jetzige Ausschreibung auch nicht gekürzt worden.
Bürokratie und Widerstand von Anwohnern erschweren den Ausbau
Ursache für die Lücke ist das komplizierte Genehmigungsverfahren – und im Einzelfall der Widerstand von Anwohnern. Denn der Zuschlag der Bundesnetzagentur genügt nicht, damit ein Betreiber eine Windkraftanlage aufstellen kann. Der Bundesverband Windenergie (BWE) hatte bereits gewarnt, dass es nicht ausreiche, mehr Windleistung auszuschreiben, wenn es nicht genügend genehmigte Projekte gebe. Dies habe sich bereits im ersten Quartal gezeigt, nachdem es 2021 noch einen Aufschwung gegeben habe.
2021 waren knapp 2000 Megawatt Leistung an Land neu installiert worden. Zu Jahresanfang hatte der BWE für das laufende Jahr 2200 bis 2700 Megawatt vorhergesagt. Er setzt auf das von der Regierung auf den Weg gebrachte Gesetzespaket zum beschleunigten Ausbau. Die Regierung will zudem zwei Prozent der Flächen für die Windenergie reservieren, was aber in den Bundesländern teils auf Widerstand trifft.
Die Bundesregierung steuert den Ausbau über Ausschreibungen, bei dem sich Betreiber mit genehmigten Projekten beteiligen können. Die Netzagentur gibt dabei die Höchstmengen vor. Wer die geringsten Abnahmepreise für den Strom verlangt, erhält den Zuschlag für sein Vorhaben.
Mehrere Bundesländer planen derzeit neue Regeln, die den Mindestabstand von Windkraftanlagen etwa zu Wohnhäusern gesetzlich festlegen und damit den Ausbau der Windenergie erheblich erschweren. In Sachsen wurde vergangene Woche ein solches Gesetz verabschiedet, in Thüringen wird derzeit verhandelt.
Anmerkung der Redaktion: In einer vorherigen Version des Texts hieß es, der BWE habe für das laufende Jahr eine Leistung von 2200 bis 2700 Gigawatt vorhergesagt. Tatsächlich handelt es sich um Megawatt. Wir haben die betreffende Stelle korrigiert.