Bus und Bahn Weg für 49-Euro-Ticket ist frei – auch Bundesrat stimmt zu

Das 49-Euro-Ticket im bundesweiten Nahverkehr kann am 1. Mai kommen. Nach dem Bundestag hat auch der Bundesrat zugestimmt. Der Verkauf beginnt am Montag. Viele Bundesländer bieten das Ticket für bestimmte Gruppen noch günstiger an.
Bundesrat: Entscheidung abgesegnet

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Foto: Kay Nietfeld / dpa

Mit der Zustimmung des Bundesrats ist die letzte Hürde für das 49-Euro-Ticket genommen. Eine Genehmigung der staatlichen Subvention durch die EU-Kommission, die ohnehin erwartet wurde, ist laut Bundesverkehrsministerium nicht erforderlich. Nach dem Gesetz stellt der Bund von 2023 bis 2025 jeweils 1,5 Milliarden Euro bereit, um Einnahmeausfälle bei Verkehrsanbietern wegen des günstigen Ticketpreises zur Hälfte auszugleichen. Für die andere Hälfte sollen die Länder aufkommen.

Das »Deutschlandticket« soll mit einem Einführungspreis von 49 Euro im Monat zum 1. Mai starten und an das beliebte 9-Euro-Ticket aus dem Sommer 2022 anknüpfen. Geplant ist ein digital buchbares, monatlich kündbares Abonnement, das in Bussen und Bahnen in ganz Deutschland gilt. Es soll den öffentlichen Personennahverkehr (ÖPNV) preislich attraktiver machen und viele dazu bewegen, vom Auto in Busse und Bahnen umzusteigen.

Das Abo kann bei sämtlichen Verkehrsverbünden und -unternehmen abgeschlossen werden und gilt bundesweit. Die Deutsche Bahn etwa bietet es sowohl über die Navigator-App und die Internetseite als auch in den Kundenzentren vor Ort an. Wer Inhaber der Netzkarte Bahncard 100 ist, kann diese ebenfalls als Deutschlandticket im Regionalverkehr nutzen. Einige Verkehrsverbünde begannen schon im Vorjahr mit Vorbestellungen, andere setzen auf eine eigene App mit Zusatzfunktionen.

Wo das Ticket gekauft wird, könnte mittelfristig eine Rolle für das lokale Nahverkehrsangebot spielen: Vorerst werden die Kosten der Verkehrsbetriebe für zwei Jahre gedeckt, weil Bund und Länder die erwarteten Einbußen der bisherigen Fahrscheineinnahmen ausgleichen. Einnahmen aus Deutschlandtickets kommen hinzu und könnten bei stärker als erwartetem Absatz sogar die Finanzsituation des Nahverkehrs verbessern. Wie die lokalen Anbieter das Geld später untereinander aufteilen und dauerhaft ohne Exklusivzugang zu den zahlenden Passagieren in ihrem Gebiet auskommen, muss während der zwei Jahre noch ausgehandelt werden.

Rabatte zum Rabatt: Hier 19 Euro, da 29 Euro

Zahlreiche Bundesländer bieten das Ticket für bestimmte Gruppen noch günstiger an. Für Aufsehen sorgte zuletzt Hamburg, das den Preis des Tickets für Schülerinnen und Schüler aus der Hansestadt bezuschusst und so auf 19 Euro im Monat drückt. Kinder aus armen Familien fahren zum Nulltarif. Auszubildende bekommen für 29 Euro das »Bonusticket«.

Zuletzt hatten die Verkehrsministerinnen und Verkehrsminister der Länder verabredet, möglichst einheitliche Sozialtarife zu schaffen. Das wird jedoch nicht zum Starttermin gelingen. Berlin verlängerte das Sozialticket für 9 Euro bis mindestens zum Jahresende, das jedoch nur zu Fahrten innerhalb der Stadtgrenze berechtigt.

Für Studierende soll es grundsätzlich die Möglichkeit geben, ein bestehendes lokales Semesterticket gegen Aufpreis in ein bundesweit gültiges 49-Euro-Ticket zu wandeln. Zukünftig wünschen sich die Länder hier ein »Solidarmodell«, das für Jobtickets bereits vereinbart wurde. Wenn Arbeitgeber mindestens 25 Prozent des Preises übernehmen, gewähren Bund und Länder zusätzlich 5 Prozent Rabatt. Auch dort hängt der genaue Preis jedoch davon ab, wie stark der jeweilige Arbeitgeber das Nahverkehrsabo bezuschusst.

Zudem gibt es unterschiedliche Konditionen etwa beim Transport von Fahrrädern oder Haustieren, die beim deutschlandweiten Tarif grundsätzlich nicht inklusive sind. Innerhalb Nordrhein-Westfalens etwa soll es ab 1. Juli Upgrades wie ein Fahrrad-Monatsabo für 39 Euro oder ein 1.-Klasse-Ticket für 69 Euro geben.

Das Ticket soll digital, also beispielsweise per Handy oder Chipkarte, eingesetzt werden. Für einen Übergangszeitraum bis Ende des Jahres wird aber auch die Vorlage etwa eines QR-Codes auf Papier akzeptiert, da die Digitalisierung in den rund 75 Verkehrsverbünden Deutschlands unterschiedlich weit fortgeschritten ist.

Kombination mit Bahncard 50?

Brandenburgs Verkehrsminister Guido Beermann (CDU) nannte das 49-Euro-Ticket ein preislich enorm attraktives Angebot. Er forderte die Bundesregierung auf, die Bahncard 50 in das Deutschlandticket zu integrieren. Das würde einen deutlichen Anreiz zum Umstieg vom Auto auf die Bahn auch im Fernverkehr schaffen. Die Bahncard 100 gilt ab 1. Mai auch im Nahverkehr flächendeckend.

Sachsens Verkehrsminister Martin Dulig (SPD) warnte vor einer Zersplitterung beim Ticket. Es müsse möglichst bundesweit einheitliche Regelungen rund um den Fahrschein geben, etwa für Studierende oder bei der Mitnahme von Fahrrädern.

Hessens Verkehrsminister Tarek Al-Wazir (Grüne) sprach von der größten Revolution bei Bus und Bahnen seit Jahrzehnten: »Ein Ticket, ein Preis, ganz Deutschland.« Es sei aber ein Ausbau der Infrastruktur nötig. Die Länder fordern seit Langem eine deutliche Anhebung von Bundesmitteln.

Der Bahnbeauftragte der Bundesregierung, Verkehrsstaatssekretär Michael Theurer (FDP), nannte das Deutschlandticket einen riesigen Fortschritt für die Menschen. Bremens Mobilitätssenatorin Maike Schaefer (Grüne) lobte, das Ticket sei nichts weniger als das Ende der Kleinstaaterei im Nahverkehr und des Tarifdschungels. Das 49-Euro-Ticket sei ein Meilenstein auf dem Weg zur Mobilitätswende und ein Beitrag für den Klimaschutz.

Im Jahr 2022 waren die CO₂-Emissionen im Verkehrsbereich im Vergleich zum Vorjahr gestiegen, die im Bundesklimaschutzgesetz zulässige Jahresemissionsmenge wurde überschritten. Experten sehen eine große Lücke, damit mittel- und langfristig Klimaziele erreicht werden können.

mik/ahh/dpa-AFX/Reuters
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