Steuertricks des Trump-Imperiums 70.000 Dollar für die Frisur - abgesetzt von der Steuer

Donald Trump hat die Haare schön - und setzte die Rechnung für den Friseur von der Steuer ab
Foto: Michael Brochstein / ZUMA Press / imago imagesDonald Trumps orange Haartracht ist für den amerikanischen Steuerzahler eine teure Angelegenheit: Mehr als 70.000 Dollar setzte der Immobilienmogul nach Recherchen der "New York Times" für das Styling seiner Frisur während der Laufzeit seiner Show "The Apprentice" von der Steuer ab. Und auch nach dem Umzug ins Weiße Haus sorgten eine Vielzahl von Abschreibungen und Verluste dafür, dass Trump vom Fiskus weitgehend verschont blieb. Der Zeitung zufolge hat er in 11 von 18 Jahren keinen Cent ans Bundesfinanzamt überwiesen. Im Jahr seines Wahlsiegs und dem ersten Amtsjahr zahlte der Mann, der sich vor seinen Anhängern rühmt, "wirklich reich" zu sein, jeweils 750 Dollar.
Die Recherchen der "New York Times" lesen Sie hier: "Trump's Taxes Show Chronic Losses and Years of Tax Avoidance"
Anders als die Präsidenten vor ihm weigert sich Trump beharrlich, seine Steuererklärungen zu veröffentlichen. Am Sonntag, zwei Tage vor der ersten TV-Debatte mit dem Herausforderer Joe Biden, hat die "New York Times" nun die Transparenz erzwungen. Der Zeitung liegen die Steuerdaten des Trump-Imperiums mit rund 500 Unternehmen aus zwei Jahrzehnten vor, und aus den Enthüllungen lassen sich zwei Schlüsse ziehen:
Donald Trump, der sich den Wählern als begnadeter Unternehmer und selbst gemachter Milliardär verkauft, ist längst nicht so erfolgreich, wie er behauptet,
oder er hat die Kunst der Steuervermeidung zulasten der amerikanischen Staatskasse bis aufs Letzte ausgereizt.
Die Recherchen der Zeitung deuten darauf hin, dass es sich um eine Kombination beider Faktoren handelt. Immerhin eine Geschäftsidee des New Yorkers zahlte sich zunächst aus: die Eigenvermarktung.
Mit seiner Realityshow "The Apprentice" und Lizenzgebühren für die Verwendung seines Namens nahm er insgesamt 427 Millionen Dollar ein. Das Geld reinvestierte Trump vorzugsweise in Golfplätze, die sich allerdings selten als profitabel erwiesen. 2015 war seine Finanzlage offenbar so prekär, dass die "New York Times" eine schon nach Trumps überraschendem Wahlsieg 2016 aufgekommene Vermutung bestätigt sieht: dass er mit der Kandidatur auch den schwächelnden eigenen Marktwert aufpäppeln wollte.
"Fake", schimpft Trump. Aber er weigert sich weiter, Zahlen zu nennen
Trump selbst nannte den Bericht am Sonntagabend "totalen Fake" und behauptete, "eine Menge" Steuern vor allem auch im Bundesstaat New York gezahlt zu haben. Mit Verweis auf eine laufende Steuerprüfung lehnte er es aber erneut ab, Zahlen zu nennen. "Sie behandeln mich schrecklich, (die Steuerbehörde) IRS, schrecklich", hatte er sich kürzlich beschwert.
Was es mit dieser Steuerprüfung auf sich hat, legt nun die "New York Times" dar: 2010 habe Trump vom Fiskus einen "Quickie" kassiert, eine kurzfristige Steuerrückerstattung, die jedoch vorbehaltlich weiterer Prüfung gewährt wird. Das Geschenk verdankte er vor allem einer Steuerreform der Obama-Regierung, die die Möglichkeit des Verlustrücktrags nach der Finanzkrise ausgedehnt hatte. Insgesamt erhielt Trump eine Rückzahlung von 73 Millionen Dollar. Immer noch streitet er mit dem Finanzamt, ob die Zahlung zu Recht erfolgte.

Löcher ohne Boden: Trumps Golfplätze sind Verlustbringer
Foto: Leon Neal / Getty ImagesDie Recherchen der Zeitung lassen nicht nur Zweifel an Trumps Steuerehrlichkeit aufkommen, sondern auch an seinen Fähigkeiten als Investor. Und sie werfen ein Licht auf seine Interessenkonflikte als Präsident.
So wurde das knapp 230 Acre (etwa 100 Hektar) große Anwesen "Seven Springs" im Bundesstaat New York, laut Trump-Organisation "ein Rückzugsort für die Trump-Familie", gegenüber dem Fiskus als Geschäftsinvestment klassifiziert. Der Vorteil: Grundsteuern konnten voll als Betriebsausgaben abgesetzt werden. Und zudem machte Trump den Verzicht auf eine Entwicklung des Geländes als 21-Millionen-Dollar-Wohltätigkeitsspende geltend.
Regelmäßig verschlangen ominöse Beraterhonorare rund ein Fünftel der Einnahmen seiner Projekte. So kassierte ein nicht genannter Experte für Hotelprojekte in Hawaii und Vancouver 747.622 Dollar Gebühren - zufälligerweise entspricht das exakt dem Betrag, den Tochter Ivanka Trump als Einnahme ihrer Beratungsfirma deklarierte.
Trumps Golfklubs scheinen Löcher ohne Boden zu sein: Seit 2000 häufte er der Zeitung zufolge Verluste von über 300 Millionen Dollar an. Als finanzieller Fehlschlag erwies sich vor allem das größte der Resorts, das Trump National Doral Miami. Erst nach einer Welle der Empörung hatte sich der Präsident dieses Jahr davon abbringen lassen, dort den G7-Gipfel abzuhalten. Aber auch sein Luxushotel in Washington, das zur Anlaufstelle von Lobbyisten und Parteigängern geworden ist, macht Millionen Miese.
Ein Trost für ihn: In seiner Luxusabsteige Mar-a-Lago schossen die Gewinne hoch, nachdem er seine Kandidatur erklärt hatte. Die Einnahmen aus Aufnahmegebühren stiegen von 664.000 Dollar in 2014 auf knapp sechs Millionen Dollar 2016, bevor Trump dann den Mitgliedsbeitrag verdoppelte.
Seine Geldgeber dürften den Ausgang der Präsidentschaftswahl mit besonderer Spannung erwarten. Der Zeitung zufolge haftet er persönlich für 421 Millionen Dollar an Schulden. Der Großteil davon werde in den kommenden vier Jahren fällig.
Anmerkung der Redaktion: In einer früheren Fassung wurde die Größe des Anwesens "Seven Springs" nicht vollständig angegeben. Die korrigierten Daten beziehen sich auf die Immobilie und das zugehörige Gelände.