Immobilien Adler Group weist Milliardenverlust aus – ohne Testat

Berlin: Verweigerung des Testats schwerer Schlag für Adler Group
Foto: Christoph Soeder / dpaDer mit schweren Vorwürfen konfrontierte Immobilienkonzern Adler Group hat am Samstag die Zahlen für das vergangene Jahr vorgelegt. Damit sollten die Berichtspflichten erfüllt werden, die die Bedingungen der ausstehenden Anleihen erfordern, wie es hieß. Danach legte der operative Gewinn zu, unter dem Strich stand wegen Abschreibungen aber ein Verlust von knapp 1,2 Milliarden Euro, nach plus 191 Millionen Euro vor einem Jahr.
Viel Wert dürften Anleger den Zahlen aber nicht zumessen. Denn bereits am Freitagabend hatte Adler mitgeteilt, dass KPMG sich nicht in der Lage sehe, nach der Beendigung der Abschlussprüfung ein Urteil für den Konzern- und den Einzelabschluss 2021 abzugeben. Am Samstag traten daraufhin mehrere Mitglieder des Verwaltungsrats zurück. Man wolle die Gründe für das verweigerte Prüfungsurteil so schnell wie möglich beseitigen, sagte Verwaltungsratsvorsitzender Stefan Kirsten, der im Amt bleibt. »Wir streben für 2022 einen uneingeschränkten Bestätigungsvermerk an.«
Die Investmentfirma Viceroy des Leerkäufers Fraser Perring, die auch den inzwischen insolventen Finanzdienstleister Wirecard früh mit Veröffentlichungen unter Druck gesetzt hatte, hatte gegen Adler erstmals im Oktober schwere Vorwürfe erhoben. Dabei ging es unter anderem um die Bewertung von Immobilienprojekten. Adler wies die Kritik seither immer wieder zurück.
Um hohe Schulden abzubauen, hatte Adler Ende 2021 und Anfang 2022 Immobilien in größerem Umfang verkauft, etwa an die Beteiligungsgesellschaft KKR sowie an den Konkurrenten LEG.
Wegen der vielen Verkäufe rechnet Adler mit einem deutlichen Rückgang des operativen Ergebnisses (FFO 1) im laufenden Jahr, und zwar auf 73 bis 76 Millionen Euro. 2021 war es noch um 28 Prozent auf 137,1 Millionen Euro gestiegen. Die Adler Group hat ihren rechtlichen Sitz in Luxemburg und ihren operativen Hauptsitz in Berlin.