Aer-Lingus-Übernahme Ryanair schielt auf Transatlantikroute
Dublin - Drei Tage nach dem Börsendebüt von Aer Lingus kündigte Ryanair , Europas größte Billigfluggesellschaft, heute überraschend ein Kaufangebot über 1,48 Milliarden Euro an. 16 Prozent an dem ehemaligen Staatsunternehmen Aer Lingus mit Sitz in Dublin befinden sich bereits in Besitz des ebenfalls in Dublin ansässigen Marktführers.
Mit Aer Lingus bekäme Ryanair als erste europäische Billigfluggesellschaft direkten Zugriff auf Transatlantikrouten zwischen Europa und Amerika. Dank der bereits existierenden transatlantischen Routen von Aer Lingus würden sowohl der Umfang als auch die Qualität der Angebote in Richtung USA ausgeweitet, sagte Ryanair-Chef Michael O'Leary. Der Zusammenschluss schaffe eine Fluggesellschaft mit jährlich 50 Millionen Passagieren. Diese sei gegenüber anderen großen Airlines wie Lufthansa und Air France-KLM konkurrenzfähig. Mit der Übernahme reagiert Ryanair auch auf den starken Wettbewerb in der europäischen Luftfahrt.
Branchenexperten erwarten seit längerem, dass sich die Branche konsolidiert. Auch in Deutschland laufen hinter den Kulissen seit Monaten Gespräche über Allianzen oder Fusionen. Kürzlich gab der Reisekonzern TUI den Ausbau der Vertriebskooperation seiner Flugtöchter mit Air Berlin bekannt, hinter Ryanair und Easyjet die Nummer drei der europäischen Billigflieger.
Eine erfolgreiche Übernahme von Aer Lingus hängt allerdings maßgeblich von der irischen Regierung ab, die auch nach dem Börsengang mit knapp 35 Prozent größter Eigner ist. Das Finanzministerium in Dublin teilte heute mit, es wolle keine Anteile verkaufen. O'Leary erklärte, er würde es begrüßen, wenn der irische Staat einen Minderheitsanteil von 25,1 Prozent behalten würde. Ryanair wolle zwar nach Möglichkeit 100 Prozent an Aer Lingus kaufen und habe dafür mehr als zwei Milliarden Euro an Barreserven, sei aber auch mit 50,1 Prozent zufrieden.
Je Aktie will Ryanair 2,80 Euro in bar bieten. Dies bedeutet einen Aufschlag von 27 Prozent auf den Ausgabekurs von 2,20 Euro. Aer Lingus war am Montag an die Börse gegangen. Fondsgesellschaften und Pensionsfonds halten rund 40 Prozent der Anteile, die Beschäftigten der Airline rund 15 Prozent.
Nach Bekanntgabe des Angebots legte die Aktie um mehr als zwölf Prozent auf 2,80 Euro zu. Ryanair-Aktien verloren dagegen drei Prozent.
Nach einer Übernahme solle Aer Lingus eigenständig bleiben, sagte Ryanair-Chef O'Leary. Es gebe unter den insgesamt 500 Flugstrecken beider Fluggesellschaften nur 17 Überschneidungen.
kaz/Reuters/AP