Hamburg - Rein wirtschaftlich gesehen lief mit dem "Dresdner Riesen" alles gut. Nach Angaben des Betreibers Guido Rettenmaier bestiegen in den besten Zeiten bis zu 2000 Gäste täglich die 42 Gondeln. Anfang August hatte der Unternehmer aus Leonberg bei Stuttgart das Riesenrad in Dresden eröffnet und machte unter anderem mit einer VIP-Gondel Schlagzeilen, in der bis zu fünf Personen auf Ledersitzen Dresden in 60 Metern Höhe genießen konnten. Für 80 Euro gab es Champagner, einen Telefonanschluss in der Kabine, außerdem einen Computer und eine DVD-Anlage. Die Klatschpresse jubilierte, die "Dresdner Morgenpost" schickte eine Reporterin auf Testfahrt.
Doch die Geschichte des "Dresdner Riesen" war auch eine voller Pannen. Nur eine Woche nach der feierlichen Eröffnung vergaß der Mann im Fahrerhaus nach Geschäftsschluss am späten Abend Passagiere in einer Gondel, einige Gäste saßen anderthalb Stunden fest. Die "Dresdner Morgenpost" schrieb von "Todesangst" der Passagiere und von einer "Horrornacht". Anfang September blieb das Riesenrad erneut stehen, diesmal für eine knappe Stunde zur Mittagszeit.
Dann kam der Ärger mit dem Platzvermieter. Rettenmaier sprach von "einer Reihe von Schwierigkeiten". Der Vermieter habe kritisiert, Rettungswege zum Riesenrad seien blockiert gewesen. Am Ende musste der Betreiber sein Fahrgeschäft wieder abbauen und einlagern. Gespräche darüber, das Riesenrad am Elbufer aufzubauen, scheiterten - das Denkmalschutzamt äußerte Bedenken. "Die Sichtbeziehungen wären massiv gestört gewesen", zitiert die "Morgenpost" Rathaussprecher Kai Schulz. Das Rad wäre an dem gewünschten Standort "nicht genehmigungsfähig gewesen".
Rettenmaier zufolge hätte das gut fünf Millionen Euro teure Riesenrad vor der Dresdner Stadt-Silhouette dagegen keine Touristen verschreckt, sondern sie sogar angelockt. "Wir haben berechnen lassen, dass das Rad bis zu eine Million Besucher in die Neustadt gelockt hätte", sagt er.
Ab Anfang Januar soll das Rad nun Fahrgästen einen Blick über die malaysische Hauptstadt Kuala Lumpur ermöglichen. "Das Riesenrad ist bereits per Schiff nach Asien unterwegs", sagt Rettenmaier zu SPIEGEL ONLINE. Die Menschen in dem Land mit dem ganzjährig warmen Tropenklima dürften sich darüber freuen - sämtliche Gondeln sind klimatisiert.