Affären Neue Enthüllungen über HPs Spitzel-Apparat
Washington - Sollte wahr sein, was die "Washington Post" über die Bespitzelungen bei Hewlett-Packard herausfand, hat die Affäre alles, was ein Wirtschaftskrimi braucht. Weil Details über den Rausschmiss der einstigen Konzernchefin Carly Fiorina an die Presse geraten waren, heuerte die inzwischen zurückgetretene Verwaltungsratsschefin Patricia Dunn Privatdetektive an, um die undichte Stelle im Konzern herauszufinden. Und die Ermittler besorgten sich dem heutigen Bericht zufolge längst nicht nur unrechtmäßig Telefondaten von Journalisten und Vorständen, um eventuelle Kontakte aufzuspüren. Dem "WSJ" zufolge wurde Spionage-Software per E-Mail versandt und Personen wurden von Privatdetektiven verfolgt. Auch Ehepartner und Verwandte von Reportern und Managern wurden Opfer der Detektive.
Ein internes Unternehmens-Gutachten, das dem Blatt vorliege, gebe auf acht Seiten genauen Einblick in diese Praktiken. So sei dem Bericht zufolge etwa Verwaltungsratsmitglied George A. Keyworth II auf seinem Weg zu einer Vorlesung an der University of Colorado verfolgt worden. Die Detektive hätten außerdem sein Haus in Piedmont beobachtet und sich Fotos eines Reporters besorgt, um zu sehen, ob die beiden sich getroffen hätten. Außerdem versuchten die Ermittler demnach, einen Computer zurück zu ergattern, der Keyworth zuvor in Italien gestohlen worden war. Sie wollten die Daten auf der Festplatte für ihre Recherchen nutzen.
Der Bericht beschreibe außerdem detailliert, wie einem Reporter des Onlinedienstes "Cnet" eine E-Mail geschickt wurde, in deren Anhang eine Spionage-Software versteckt war. Diese sollte sich beim Öffnen des Dokuments automatisch auf der Festplatte einnisten. Außerdem wurde in dem Gutachten die ausführlichen Bemühungen der Detektive genau erläutert, an Daten von Handys und Festnetzanschlüssen in den Wohnungen der Beobachtungsobjekte und in deren Büro zu gelangen.
Ausgestellt wurde der Bericht von einer Firma mit Namen "Security Outsourcing Solutions Inc." aus Needham, Massachusetts, die für die Suche nach dem Presse-Informanten im Konzern angeheuert worden sei. Das Gutachten sei im Februar an vier Vorstände geschickt worden. Das lässt vermuten, dass einige Vorstände spätestens zu diesem Zeitpunkt genau über die Methoden der Detektive informiert wurden.
Bisher hatte sich etwa Dunn immer entschuldigt, sie habe nichts über die Methoden der Detektive gewusst. Auch ein Bericht des "Wall Street Journals" legt aber den Verdacht nahe, dass einige Mitglieder des Vorstands besser informiert waren, als sie zugeben wollen. E-Mails von Dunn und der Chefanwältin des Konzerns, Ann Baskins, würden darauf hinweisen, dass die beiden Frauen bereits im Sommer 2005 regelmäßig und gut über die geheimen Untersuchungen informiert wurden.
Dunn sei in einer E-Mail vom 6. August 2005 etwa um ihre Meinung zu einem "Untersuchungs-Plan" gebeten worden. Das Memo sei auch an Baskins und andere hochrangige HP-Leute gegangen. Allerdings war darin nur von "intelligence gathering" - also von verdeckter Informationsbeschaffung über "interne und externe Quellen" die Rede gewesen.
ase