Größter Auftrag der Luftfahrtgeschichte Air India kauft 470 Jets von Airbus und Boeing

Airbus-Chef Faury mit Mittelstreckenmodell A350-900: Absichtserklärung unterzeichnet
Foto: Frederic Scheiber / APDie Fluggesellschaft Air India bestellt bei Airbus und Boeing auf einen Schlag insgesamt 470 neue Passagierjets. Insgesamt handelt es sich um den größten Flugzeugkauf der Luftfahrtgeschichte. Der weltgrößte Flugzeughersteller Airbus aus Europa konnte sich mit 250 Maschinen den größten Teil des Auftrags sichern. Sein angeschlagener Rivale Boeing aus den USA kommt auf 220 bestellte Maschinen, wie Air Indias Mutterkonzern Tata Group und die beiden Hersteller am Dienstag mitteilten.
Die bisher spektakulärste Flugzeugbestellung stammte aus dem Jahr 2011. Damals orderte die US-Fluggesellschaft American Airlines 460 Flugzeuge.
An der Börse kamen die Nachrichten gut an. Obwohl das Geschäft im Grundsatz schon vor dem Wochenende durchgesickert war, lagen die Aktien von Airbus und Boeing am Dienstagnachmittag mit gut einem halben Prozent im Plus.
Airbus soll den Indern 210 Maschinen aus der Mittelstreckenjet-Familie A320neo sowie 40 Großraumjets vom Typ A350 liefern, wie Tata-Chef Natarajan Chandrasekaran in einem Online-Briefing mit dem indischen Premierminister Narendra Modi und Frankreichs Präsident Emmanuel Macron mitteilte. Die Unternehmen hätten eine entsprechende Absichtserklärung unterzeichnet.
Auftakt für eine Reihe weiterer Bestellungen
Das Geschäft mit Boeing umfasst 190 Exemplare des Mittelstreckenjets 737 Max, 20 Langstreckenjets vom Typ 787 »Dreamliner« und 10 Großraummaschinen in der modernisierten Variante 777X. Die Entwicklung und Produktion der 777X hängt bei Boeing jedoch derzeit in der Warteschleife.
Airbus-Verkaufschef Scherer zeigte sich vor allem glücklich, dass sich Air India für den Großraumjet A350 entschieden hat. »Bei den Mittelstreckenjets haben wir einen sehr großen Marktanteil in Indien, aber bisher nicht bei Großraumflugzeugen.«
Nach Einschätzung des Managers ist der Großauftrag nur der Auftakt vieler Flugzeugbestellungen aus Indien. Wenn die Mittelschicht des Landes in den kommenden Jahren ähnlich stark wachse und auf Flugreisen gehe wie in China, werde man in dem Land in den nächsten 20 Jahren 2500 oder 3000 neue Flugzeuge brauchen.
»Die Zeit ist reif, um Indien zu einem internationalen Drehkreuz zu machen«, sagte Airbus-Chef Guillaume Faury. Air India will Fluggäste von den arabischen Fluggesellschaften Emirates und Qatar Airways zurückgewinnen. Diese befördern seit Jahren Passagiere aus Indien in die USA und nach Europa – über ihre Drehkreuze Dubai und Doha.
Weitere Optionen gesichert
Air India wurde in den 1930er-Jahren von der Tata-Familie als Tata Airlines gegründet und in den 1950ern verstaatlicht. Seit den neunziger Jahren litt sie zunehmend unter Billigkonkurrenz. Während der Coronakrise vor rund einem Jahr kaufte Tata die verschuldete Gesellschaft zurück.
Tata-Chef Chandrasekaran hat für weiteres Wachstum vorgebaut. Bei Boeing sicherte er Air India Kaufrechte über weitere 50 Mittelstreckenjets vom Typ 737 Max und weitere 20 »Dreamliner«. Auch bei Airbus habe sich Air India Optionen gesichert, die jetzige Bestellung noch deutlich auszuweiten, sagte er.
Airbus-Manager Scherer bestätigte die Existenz solcher Kaufrechte, wollte aber keine konkreten Zahlen nennen. Airbus gebe Optionen ungern her, zumal die Produktion der A320neo über Jahre hinweg ausgebucht sei. Wer heute einen Mittelstreckenjet aus der Modellfamilie Airbus A320neo bestelle, müsse bis 2029 auf die Auslieferung warten. Air India soll dennoch eine Handvoll Jets etwas früher erhalten.
An diesem Donnerstag (16. Februar) will Airbus seine Finanzzahlen des Jahres 2022 veröffentlichen. Bei diesem Termin nennt das Management üblicherweise auch seine Ziele für das neue Jahr – samt einer Prognose, wie viele Maschinen der Hersteller ausliefern wird.