Aktienbewertung Kein Boden unter den Füßen
Es war wirklich herb, was mit den Kursen der Technologieaktien in den letzten Monaten passiert ist. War das nun das berühmte Platzen der Bewertungsblase? Oder steht uns dieses Ereignis etwa noch bevor? Sind die Technologieunternehmen immer noch zu teuer? Gibt es überhaupt einen Maßstab, an dem man sich hierbei festhalten kann?
Im letzten Jahr erschien in den USA ein Buch der Autoren Anthony und Michael Perkins mit dem schönen Titel "The Internet Bubble", in dem die beiden Autoren einen originellen Ansatz zur Bewertung der Technologie-Unternehmen boten. Das Interessante daran ist, dass hier die Zahlen der Gegenwart auf die Zukunft hochgerechnet werden, weil erst das letztlich eine umfassende Aussage über die Bewertung ermöglicht. Wohingegen Kurs-Gewinn- oder Kurs-Umsatz-Verhältnisse der Gegenwart meistens doch recht wenig aussagekräftig sind.
Das Grundgerüst dieses Bewertungsschemas besteht aus folgenden Hypothesen: Erstens müssen auch die dynamischsten Technologieunternehmen irgendwann einmal in die Phase der Sättigung eintreten. Zu diesem Zeitpunkt werden sie dann analog zu allen anderen Technologieunternehmen bewertet, sprich mit einem Kurs-Gewinn-Verhältnis von etwa 40. Zweitens wird diese Phase etwa fünf Jahren nach Markt- oder Börseneintritt erreicht. Drittens sollten sich die Gewinnmargen dann den branchenüblichen Werten anpassen, bei Softwareunternehmen beispielsweise 15 Prozent. Viertens wird kaum ein Unternehmen höhere Wachstumsraten als Microsoft erreichen. Der Softwareriese hat es auch in seiner exzessiven Wachstumsphase "nur" auf durchschnittlich 46 Prozent pro Jahr gebracht.
Rechnen wir dies nun einmal für einen Stern des Neuen Marktes, die Intershop-Aktie, aus - und zwar beginnend mit dem Jahr 1999 bis zum Jahr 2004. Im Jahr 1999 hat Intershop einen Umsatz von 46 Millionen Euro erzielt, was bei einer maximalen Wachstumsrate von 46 Prozent pro Jahr im Jahr 2004 Umsatzerlöse von 305,16 Millionen Euro ausmachen würde.
Bei der angenommenen Spanne von 15 Prozent ergäbe sich daraus ein Gewinn von 45,75 Millionen Euro - sowie bei einem Kurs-Gewinn-Verhältnis von 40 eine Marktkapitalisierung von exakt 1,83 Milliarden Euro. Dies ist also der Richtwert für das Jahr 2004.
So weit so gut. Jetzt müssten wir diesen Wert natürlich noch auf dieses Jahr diskontieren, um es mit der aktuellen Marktkapitalisierung zu vergleichen. Doch das können wir uns auch sparen. Denn Intershop wird heute bereits an den Börsen mit knapp 6,3 Milliarden Euro bewertet. Es sieht also alles danach aus, als ob wir im Technologiebereich noch nicht annähernd wieder Boden unter den Füßen haben.