Altkanzler in Russland Schröder auf der Spur des Erdgases
Moskau - Die erste Aktionärsversammlung der Gaspipeline-Betreibergesellschaft NEGP soll im zentralen Bürogebäude des Gasmonopolisten Gasprom in Moskau stattfinden. Auf der Sitzung soll der Dresdner-Bank-Manager Matthias Warnig zum Geschäftsführer des neuen Unternehmens gewählt werden. Gleichzeitig wird Schröder zum Chef des Aufsichtsrats bestimmt. Da seine Kandidatur vom Hauptaktionär Gasprom (51 Prozent der Aktien) vorgeschlagen wurde, ist die Bestätigung reine Formalität.
Schon seit Wochenbeginn machte sich Schröder mit seiner künftigen Arbeit vertraut. Im nordsibirischen autonomen Jamal-Nenzen-Bezirk besuchte er Erdgasfelder und machte sich mit den Fördermethoden des Rohstoffs bekannt. Nebenbei fand er noch die Zeit für den Besuch eines Nomadenzeltes und einer Schule in der Stadt Nowij Urengoij.
In den russischen Medien überschlagen sich derweil die Spekulationen. Berichte, dass Schröder ein Lobbyzentrum aufbauen wolle, um das Image Russlands in Deutschland aufzupolieren, wurden inzwischen dementiert. Er habe nicht die Gründung einer PR-Firma, sondern die Einrichtung einer deutsch-russischen Denkfabrik vorgeschlagen, ließ der Ex-Politiker verbreiten.
Kaum ist die eine Spekulation geplatzt, taucht schon ein neues Gerücht auf. Die Tageszeitung "Njesawissimaja Gaseta" behauptet, dass Schröder bei seinem Russland-Besuch möglicherweise auch für das Bankhaus Rothschild aktiv werde. Ende vergangener Woche war bekannt geworden, dass Schröder einen Beratervertrag bei dem Finanzinstitut erhalten soll.
Schröder sei gut bekannt mit Russland, er habe viele gute Kontakte im Land und könne daher Initiativen der Finanzgruppe unterstützen, kommentierte der Russlandchef von Rothschild, Alexis Tschudnowski, die Gerüchte. Dass Schröder allerdings schon diese Woche bei Rothschild vorbei schauen wird, ist derzeit nur Spekulation.
Mit der Arbeitsaufnahme beim Betreiberkonsortiums wird der Altkanzler auch so alle Hände voll zu tun haben. Bis zuletzt gab es Unklarheiten über den genauen Verlauf der Strecke für die geplante Ostsee-Pipeline. Eine Abzweigung Richtung Kaliningrad, um den Energiehunger der russischen Exklave zu decken, stößt inzwischen auf Ablehnung bei Gasprom.
Der stellvertretende Gasprom-Chef Alexander Rjasanow nannte derartige Pläne eine "utopische Idee". Die Energielieferungen würden zu einer Verdreifachung des Preises für Kaliningrad führen, musste schließlich auch der Kaliningrader Gouverneur Georgij Boos einsehen.
Bislang ist geplant, vom russischen Grenzort Wyborg eine Pipeline durch die Ostsee bis zur deutschen Kleinstadt Greifswald zu verlegen. Von dort aus ist eine Verlängerung der Trasse in Richtung Niederlande und Großbritannien möglich.
Anteilseigner der in der Schweiz registrierten Pipeline-Gesellschaft sind Gasprom und die deutschen Konzerne E.on -Ruhrgas und BASF .