Zur Ausgabe
Artikel 28 / 80

Amerika verärgert die Eidgenossen

aus DER SPIEGEL 34/1983

Das Fingerhakeln zwischen US-Justiz und Schweizer Behörden um den in Zug registrierten Rohstoff-Handelskonzern Marc Rich, der in den Vereinigten Staaten mindestens 20 Millionen Dollar Steuern hinterzogen haben soll (SPIEGEL 33/1983), ist letzte Woche zum handfesten zwischenstaatlichen Krach gediehen. Die Schweizer Bundesanwaltschaft ließ in Zug Akten des Unternehmens beschlagnahmen, deren Herausgabe ein US-Gericht verlangt und von Rich zugesagt worden ist. Bevor der New Yorker Richter Leonard B. Sand die Papiere lesen darf, wollen die Eidgenosen erst einmal herausfinden, ob der Zuger Konzern (Umsatz: rund zehn Milliarden Dollar) ein »Verbrechen gegen den Staat« im Sinne des Wirtschaftsspionage-Paragraphen des Schweizer Strafgesetzbuches begeht, wenn er dem US-Richter die Geschäftsakten aushändigt. Die Schweizer Regierung ist über die Art der US-Behörden erbost, sich über die Souveränität des Landes hinwegzusetzen. So hatten die Amerikaner Marc-Rich-Akten auf Schweizer Hoheitsgebiet beschlagnahmt - in einem startklaren, nach Ansicht der Eidgenossen als exterritorial geltenden Swissair-Jumbo auf dem Kennedy-Airport in New York. Richter Sand forderte jetzt den zuständigen Staatsanwalt auf, in Bern ein Rechtshilfegesuch zu stellen, um Akteneinsicht zu bekommen. Das hätte eine groteske Folge haben können. Die Anfrage des Amerikaners müßte im Auftrag Berns eigentlich der Zuger Staatsanwalt Rudolf Mosimann beantworten. Der übt diesen Job im ebenso kleinen wie reichen Kanton nur nebenamtlich aus. Eine seiner anderen Beschäftigungen: Er sitzt im Führungszirkel des Marc-Rich-Imperiums. Mosimann hat deshalb den möglichen Rechtsauftrag vorsorglich schon weitergegeben.

Zur Ausgabe
Artikel 28 / 80
Die Wiedergabe wurde unterbrochen.
Merkliste
Speichern Sie Ihre Lieblingsartikel in der persönlichen Merkliste, um sie später zu lesen und einfach wiederzufinden.
Jetzt anmelden
Sie haben noch kein SPIEGEL-Konto? Jetzt registrieren