Angeschlagene Autobranche Opel ruft Merkel um Hilfe an
Rüsselsheim - Der Autohersteller Opel hat einem Zeitungsbericht zufolge Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) offiziell um Hilfe gebeten. Geschäftsführung und Betriebsrat fordern die Kanzlerin in einem Brief auf, sich für ein 40 Milliarden Euro umfassendes Kreditprogramm der Europäischen Investitionsbank für Europas Autoindustrie einzusetzen, berichtet die "Frankfurter Allgemeine Zeitung" laut Vorabbericht vom Montag. Dazu solle es in Deutschland eine Verschrottungsprämie für Altautos geben sowie zinsgünstige Verbraucherkredite zum Kauf von Neuwagen.

Opel-Werk in Eisenach: Sparen ohne Arbeitsplatzabbau
Foto: DDPDas Schreiben an die Kanzlerin, das der Zeitung nach eigenen Angaben vorliegt, haben der Europa-Präsident von General Motors (GM) und Opel-Aufsichtsratschef Carl-Peter Forster, Opel-Geschäftsführer Hans Demant sowie der Gesamtbetriebsratsvorsitzende Klaus Franz unterzeichnet. Laut Zeitung haben sich die drei Unterzeichner am Montag erstmals getroffen, um über weitere Einsparungen bei der deutschen Tochtergesellschaft des notleidenden General-Motors-Konzerns zu verhandeln.
Ein Sprecher des Bundespresseamtes sagte, dass das Schreiben nun geprüft und eine Antwort "gründlich überlegt" werde. Zugleich wies er darauf hin, dass auch das von der Bundesregierung geplante Konjunkturpaket bereits Maßnahmen für die Autoindustrie enthalte.
Der Chef der Eurogruppe, Jean-Claude Juncker, fordert ebenfalls abgestimmte Konjunkturhilfen für die europäische Autoindustrie. "Die USA bereiten öffentliche Unterstützung für ihre Industrie vor, wir dürfen da nicht wegblicken", sagte er am Montag dem Radiosender France-Inter. Die 15 Mitglieder der Eurozone suchten derzeit nach einer besseren Abstimmung von einzelstaatlichen Hilfsprogrammen. "Wir arbeiten daran", sagte der luxemburgische Ministerpräsident. Der Autosektor sei in Europa "sehr geschwächt".
Opel hat seinen Hauptsitz im hessischen Rüsselsheim. Das Autounternehmen hatte aufgrund der derzeitigen Absatzflaute bereits die Produktion für zwei Wochen gestoppt. Zudem sollen Presseberichten zufolge ein umfassendes Abfindungsprogramm für Mitarbeiter geplant und weitere Produktionspausen anvisiert sein.
Der von der Absatzkrise betroffene US-Mutterkonzern GM will im kommenden Jahr kräftig in seinem Europa-Geschäft sparen. Das berichtet die "Financial Times Deutschland" unter Berufung auf Franz. Einzelheiten wollen Management und Vertreter der Arbeitnehmerseite klären. Franz sagte der Zeitung, der Autobauer verlange, dass GM Europe im Jahr 2009 rund 750 Millionen Dollar einspart. Geplante Investitionen in neue Modelle und Arbeitsplätze sollen laut Franz dem Sparplan jedoch nicht zum Opfer fallen. In Europa verbuchte GM im vergangenen Quartal einen operativen Verlust von 974 Millionen Euro.
kaz/ddp/AFP/AP