Arbeiten in Corona-Zeiten Zahl der Beschäftigten im Homeoffice steigt deutlich

Die Zahl der Menschen, die im zweiten Shutdown zu Hause arbeiten, ist weiter gestiegen. Derzeit arbeitet fast die Hälfte der Beschäftigten wenigstens zeitweise daheim. Aber: Die Klagen über Stress nehmen zu.
Arbeitsplatz zu Hause: Mehr als doppelt so viele im Homeoffice wie vor der Pandemie

Arbeitsplatz zu Hause: Mehr als doppelt so viele im Homeoffice wie vor der Pandemie

Foto: Sebastian Gollnow / picture alliance/dpa

49 Prozent aller abhängig Beschäftigten arbeiteten Mitte Februar ständig oder an manchen Tagen von Hause oder einem anderen frei bestimmten Ort. Zu diesem Ergebnis kommt eine repräsentative Befragung des Bonner Forschungsinstituts zur Zukunft der Arbeit (IZA)  im Auftrag des Bundesarbeitsministeriums, die dem SPIEGEL vorliegt. Der Anteil liegt damit etwa 13 Prozent über dem Wert im ersten Shutdown bei einer vergleichbaren Befragung im Sommer 2020. Gegenüber den Zeiten vor der Pandemie habe sich der Anteil der Beschäftigten im Homeoffice sogar mehr als verdoppelt, schätzen die IZA-Forscher.

Im Gegensatz zu anderen Studien wurde auch die stundengenaue Arbeitszeit und Homeoffice-Zeit erfragt. Von denen, die im Homeoffice arbeiten, verbringt dort mehr als die Hälfte (56 Prozent) mehr als 80 Prozent ihre Arbeitszeit dort. Lediglich fünf Prozent arbeiteten nur sporadisch von zu Hause aus, das heißt weniger als 20 Prozent ihrer Arbeitszeit. Die Befragung zeigt aber auch erneut, dass mit höherem Schulabschluss und Einkommen die Nutzung von Homeoffice steigt.

Frauen bekommen seltener Arbeitsmittel zur Verfügung gestellt

Computer, Laptops und Tablets bekommt mittlerweile die überwiegende Mehrheit der Beschäftigten (85 Prozent) zur Verfügung gestellt, bei Smartphones und Handys sind es 44 Prozent. Büromöbel wie etwa Schreibtische oder Bürostühle bekommt allerdings nur jeder Zehnte.

Acht Prozent bekommen überhaupt keine Arbeitsmittel von ihren Arbeitgebern gestellt. Allerdings fördert die Umfrage einen bemerkenswerten Geschlechterunterschied zutage: Während dies bei den Männern in nur sechs Prozent der Fall ist, gehen Frauen fast doppelt so häufig (elf Prozent) leer aus. Generell, stellten die IZA-Forscher fest, bekamen die weiblichen Homeoffice-Beschäftigten seltener Arbeitsmittel zur Verfügung gestellt als ihre männlichen Kollegen.

Und die anderen 50 Prozent?

Der Hauptgrund dafür, warum die andere Hälfte im Februar nicht im Homeoffice war, ist eindeutig. 86 Prozent der Beschäftigten gab an: »Die Arbeit, die ich mache, ist dafür nicht geeignet.« Mit 28 Prozent landete bereits an zweiter Stelle als Grund, dass den Befragten der persönliche Kontakt zu dem Kollegen und Kolleginnen wichtig sei. 19 Prozent wollen Arbeit und Privatleben trennen. Etwa die gleiche Zahl sagte, dass zu Hause die technischen Gegebenheiten schlechter oder nicht vorhanden seien. Lediglich neun Prozent gaben an, der Arbeitgeber erlaube dies nicht und sieben Prozent Homeoffice sei im Unternehmen nicht gern gesehen.

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Die meisten fühlen sich am Arbeitsplatz sicher

Das IZA fragte auch nach den Auswirkungen der Verschärfung der Corona-Arbeitsschutzverordnung Ende Januar 2021. Ein Viertel gab an, dass sie nach dem Inkrafttreten Veränderungen wahrgenommen hätten. 22 Prozent der Beschäftigten im Homeoffice arbeiteten im Februar gegenüber dem Januar mehr von zu Hause. Bei 72 Prozent ändert sich der Umfang nicht. Nur sechs Prozent arbeiten weniger im Homeoffice als im Vormonat.

87 Prozent der Beschäftigten gab an, dass den Mitarbeitern und Mitarbeiterinnen in ihrem Betrieb von den Arbeitgebern medizinische Masken angeboten wurden. Noch im Dezember bekamen ein Viertel von ihnen noch kein solches Angebot.

Die große Mehrheit der befragten Arbeitnehmer und Arbeitnehmerinnen (82 Prozent) hält die Schutzmaßnahmen der Arbeitgeber in den Betrieben für gerade richtig. Lediglich elf Prozent fühlen sich nicht ausreichend von ihren Arbeitgebern geschützt. Insofern haben auch nur 17 Prozent der Beschäftigten sehr große oder große Sorgen, sich bei der Arbeit mit dem Coronavirus anzustecken.

Das Gefühl der Belastung steigt dennoch

Doch die Pandemie drückt zunehmend auf das Belastungsempfinden und Lebenszufriedenheit der Arbeitnehmer und Arbeitnehmerinnen. 42 Prozent der Befragten antworteten, momentan stark oder sehr stark belastet zu sein. Bei den Frauen ist dieses Befinden mit 48 Prozent deutlich stärker ausgeprägt als bei den Männern (36 Prozent).

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Der zunehmende Stresspegel drückt auch auf die Lebenszufriedenheit. Auf einer Skala von 0 wie ganz und gar unzufrieden bis zu 10 gleich ganz und gar zufrieden pendelte sich bei der Befragung der Durchschnittswert bei 6,7 ein. Bei einer vergleichbaren Ermittlung im April 2020, also zu Beginn der Coronakrise, lag dieser Wert bei 7,4 Prozent für die in Deutschland lebende Bevölkerung.

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