Frankreichs Energiepolitik Macron kündigt Bau von bis zu 14 neuen Atomkraftwerken an

Französisches Atomkraftwerk Tricastin: Alte Meiler sollen »über 50 Jahre hinaus« laufen
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Während Deutschland aus der Kernenergie aussteigt, hat Frankreichs Präsident Emmanuel Macron den Bau von bis zu 14 neuen Atomreaktoren angekündigt. Bis 2050 sollen sechs EPR-Reaktoren der neuen Generation gebaut werden, sagte Macron im ostfranzösischen Belfort. Der Bau von acht weiteren solle geprüft werden. Dies bedeute eine »Renaissance der Atomkraft« in Frankreich, sagte der Präsident.
Macron sprach sich außerdem dafür aus, die Laufzeit bestehender Atomkraftwerke »über 50 Jahre hinaus« zu verlängern, solange es keine Sicherheitsbedenken gebe. Der Baubeginn für die neuen Atomkraftwerke sei für das Jahr 2028 geplant. Der erste Reaktor könne 2035 ans Netz gehen.

Frankreichs Präsident Macron am Donnerstag: Laufzeitverlängerungen »über 50 Jahre hinaus« angekündigt
Foto: Jean-Francois Badias / POOL / POOL / EPAAuch Investitionen in Windparks geplant
Um die lange Bauzeit der neuen Atomkraftwerke zu überbrücken, will Frankreich zudem in erneuerbare Energien investieren. »Da es 15 Jahre dauert, einen Reaktor zu bauen, müssen wir den Anteil erneuerbarer Energien erhöhen«, sagte Macron. Deswegen sollten 50 Offshore-Windparks errichtet werden. Bislang hat das küstenreiche Land noch keinen funktionierenden Windpark im Meer. In Frankreich gelten erneuerbare Energien als Überbrückung: Sie sollen genutzt werden, während das Land auf den Bau neuer Atomkraftwerke wartet.
Anders als in Deutschland, wo im Jahr 2020 rund elf Prozent des erzeugten Stroms aus Kernenergie gewonnen wurden, stützt sich die Energieversorgung der Französinnen und Franzosen ganz massiv auf Atomkraft: Mehr als 70 Prozent des erzeugten Stroms wurden 2020 in Atomkraftwerken produziert – Frankreich liegt im EU-Vergleich damit auf Platz eins, mit deutlichem Abstand vor der Slowakei, Ungarn und Bulgarien. Im Mittel stammen derzeit 26 Prozent des erzeugten Stroms in der Europäischen Union aus Atomenergie.
Die Europäische Kommission hatte Anfang Februar bekannt gegeben, künftig Gas und Atomenergie als nachhaltig einzustufen. Die Entscheidung hatte für heftige Kontroversen gesorgt. Umweltschützer protestierten scharf; Österreich kündigte eine Klage gegen die Aufnahme der beiden Energieträger in die sogenannte Taxonomie-Verordnung an, sollte diese so in Kraft treten. Wirtschaftsminister Robert Habeck und Umweltministerin Steffi Lemke (beide Grüne) bekräftigten die Position der Bundesregierung gegen die Aufnahme der Atomkraft, nicht zuletzt, weil die Entsorgung und Lagerung des radioaktiven Atommülls nach wie vor ungeklärt ist. Der Einstufung von Gas als nachhaltig hatte Deutschland aber zugestimmt.