Autoindustrie »Die Leute vertrauen Google«

SPIEGEL: Herr Schäfer, lange fürchtete die deutsche Autoindustrie Big-Tech-Konzerne. Jetzt arbeiten Sie bei der Navigation eng mit Google zusammen. Haben Sie plötzlich keine Angst mehr?
Schäfer: Die Autoindustrie entwickelt sich von einer mechanischen zu einer Software-Industrie. Früher waren unsere Anknüpfungspunkte mit den Tech-Konzernen begrenzt. Jetzt müssen wir uns neu fragen, mit welchen Partnern wir unseren Anspruch, in der Digitalisierung führend zu sein, am besten erfüllen können.
SPIEGEL: Vor ein paar Jahren kaufte Mercedes mit Audi und BMW den Kartenspezialisten Here, um einen Maps-Konkurrenten aufzubauen. Ist die Strategie gescheitert?
Schäfer: Die Frage ist am Ende: Was nutzt der Kunde zum Navigieren? Da müssen wir anerkennen: Die Leute vertrauen Google. Die verstehen, dass da viele ihrer Daten reingehen und es die Genauigkeit, die Verlässlichkeit und die Verkehrsprognose verbessert. Von Here nutzen wir weiter hochauflösende Karten für das automatisierte Fahren, die haben sich deutlich weiterentwickelt.
SPIEGEL: Was kann die neue Karten-App besser?
Schäfer: Google Maps hat mehr als 200 Millionen »Points of Interest« mit Informationen, Bildern und Bewertungen zu Restaurants oder Geschäften. Früher hatte man nur vier oder fünf Bewertungen zu Restaurants. Wenn ein Kunde ab jetzt in der Navigation nach einem Restaurant sucht, sieht der eine völlig neue Welt. Und er muss nicht mehr sein Telefon ans Auto anschließen, um seine bevorzugte Karte zu nutzen und seinen Lieblingsort zu finden.