Autokrise GM erwägt monatelangen Produktionsstopp

Der sinkende Absatz zwingt den angeschlagenen US-Autobauer General Motors offenbar zu weiteren drastischen Kürzungen. Einem Pressebericht zufolge erwägt das Management eine mehrwöchige Produktionsunterbrechung in den USA. Bei der deutschen Tochter Opel werden Staatshilfen immer wahrscheinlicher.

Detroit/Mailand - Der angeschlagene US-Autobauer General Motors (GM)   forciert seine Sparanstrengungen: Mehrere Werke in Nordamerika sollen bis zu neun Wochen lang schließen, schreiben die "Detroit News" am Mittwoch unter Berufung auf Unternehmenskreise. Ein GM-Sprecher bezeichnete den Bericht als "Spekulation". Die Beschäftigten würden vor einer Entscheidung über Produktionskürzungen rechtzeitig informiert.

Fahrzeugproduktion bei GM: Abbau von Restbeständen

Fahrzeugproduktion bei GM: Abbau von Restbeständen

Foto: AP

Demnach reagiert der Konzern mit dem Produktionsstopp auf die sinkende Nachfrage und wachsende Lagerbestände an unverkauften Autos. Bereits im Anschluss an die Weihnachtsferien hatte der Mutterkonzern von Opel in den USA Fabriken wochenlang geschlossen.

General Motors wird zurzeit mit staatlichen Notkrediten von 13,4 Milliarden Dollar am Leben erhalten. Die Regierung in Washington hat dem Konzern eine Frist zum 1. Juni gesetzt, um seine Schulden abzubauen, Kosten zu verringern und eine Umstrukturierung einzuleiten. Andernfalls müsste GM nach Angaben von Vorstandschef Fritz Henderson ein Insolvenzverfahren einleiten.

Angesichts der schwierigen Lage will GM offenbar ein kurzfristig fälliges Milliarden-Darlehen nicht zurückzahlen. Der Konzern wolle die eigentlich für den 1. Juni vorgesehene Schuldentilgung über eine Milliarde Dollar ausfallen lassen, berichtete das "Wall Street Journal" unter Berufung auf Finanzvorstand Ray Young.

General Motors strebe vielmehr eine Umwandlung der Schulden in Eigenkapital oder gerichtlichen Schutz an. Das Unternehmen wolle in den kommenden Tagen einen entsprechenden Schulden-Wandelplan vorstellen, um seine unbesicherten Außenstände von rund 28 Milliarden Dollar deutlich zu reduzieren, zitiert das Blatt den Manager.

Staatshilfen für Opel

Auf staatliche Hilfen kann wohl die Deutschland-Tochter Opel hoffen: In der Bundesregierung wachse die Bereitschaft, beim Einstieg eines Investors eine Staatsbürgschaft zu geben, berichtete die "Bild"-Zeitung unter Berufung auf Koalitionskreise. "Es sieht viel besser aus als noch vor vier Wochen", zitiert das Blatt eine mit den Vorgängen vertraute Person.

Eine Bürgschaft soll demnach über den sogenannten Deutschlandfonds erfolgen. Gesprochen werde auch über eine Investitionsabsicherungsbürgschaft für einen möglichen Investor. In diesem Fall würde der Staat den Kaufpreis für Opel gegen Verlust absichern, etwa bei einer späteren Insolvenz des Unternehmens.

Ein möglicher Investor ist der Autobauer Fiat. Laut einem Magazinbericht vom Mittwoch sind die Italiener bereit für eine Mehrheitsbeteiligung bei dem deutschen Wettbewerber.

Kampf um Chrysler

Fiat gilt eigentlich als möglicher Partner für den ebenfalls gegen die Pleite kämpfenden US-Autobauer Chrysler. Doch die Gespräche kommen nur schleppend voran. Der Ausgang der Verhandlung sei "völlig offen", erklärte Fiat am Mittwoch und wies damit Berichte über eine unmittelbar bevorstehende Einigung zurück. Auch die größte US-Autogewerkschaft UAW teilte mit, es gebe noch keine Vereinbarung.

Ein Vertreter der italienischen Gewerkschaft Fim-Cisl warnte, der Deal könnten auch noch scheitern. Allerdings seien die US-Gewerkschafter sehr an einer Einigung interessiert, sagte Bruno Vitali, der in Detroit mit der UAW spricht. Zuvor wurde berichtet, ein italienischer Gewerkschaftsvertreter habe von einem unmittelbar bevorstehenden Abschluss gesprochen.

Chrysler hat seit Anfang des Jahres vier Milliarden Dollar Finanzspritzen der Regierung in Washington erhalten. Um weitere Staatshilfen zu bekommen, muss der Konzern bis zum 30. April mit Fiat eine Partnerschaft vereinbaren und weitreichende Zugeständnisse der Kreditgeber und Gewerkschaften aushandeln.

suc/AP/AFP/dpa-AFX
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