Chefredakteure müssen gehen: Axel Springer wirft komplette »Bild«-Führung raus

Der Axel-Springer-Verlag trennt sich von allen drei Führungskräften der aktuellen »Bild«-Chefredaktion. Die Chefredakteure Johannes Boie, Alexandra Würzbach und Claus Strunz verlassen ihre Position mit sofortiger Wirkung.

Ex-»Bild«-Chefredakteur Johannes Boie

Foto: Markus Scholz / dpa

Es ist ein Paukenschlag bei Europas größter Boulevardzeitung: Der Axel-Springer-Konzern trennt sich von den amtierenden Chefredakteuren Johannes Boie, Claus Strunz und Alexandra Würzbach. Mit der früheren »Bild am Sonntag«-Chefin Marion Horn steht auch bereits eine Nachfolgerin fest. Das kündigte der Verlag in einer internen E-Mail an die Redaktion an, die dem SPIEGEL vorliegt.

»Wir haben mit Euch gemeinsam vor zwei Wochen darüber diskutiert, dass wir unsere Strukturen bei ›Bild‹ radikal verändern und weiterentwickeln müssen, um in der Zukunft wachsen zu können«, schreibt Geschäftsführer Claudius Senst in seiner E-Mail. Dazu gehörten »Klarheit und Verlässlichkeit in der Führung und Verantwortung«. Aus diesem Grund soll die »Bild«-Chefredaktion künftig nur noch aus zwei Personen bestehen: Der frühere »Focus«-Chef Robert Schneider wird wie berichtet am 17. April als Chefredakteur der »Bild« antreten. Er soll künftig an Marion Horn berichten, die bei »Bild« bereits eine lange Karriere hinter sich hat und nun zur Vorsitzenden der Chefredaktion berufen wird.

Bei der Vorstellung am Donnerstag war Marion Horn laut Verlagskreisen bereits anwesend. Bis zum Start Schneiders wird sie die »Bild« und »Bild am Sonntag« allein führen. Einen Schreibtisch im 16. Stock habe sie bereits, heißt es – sie beziehe jedoch zunächst nicht das Büro ihres Vorgängers.

Chefredakteurin mit Vergangenheit

Horn war über 25 Jahre bei Axel Springer tätig, ab Januar 2001 als Mitglied der Chefredaktion von »Bild«. Seit 2013 war sie als erste Frau in der Geschichte des Blatts Chefredakteurin der »Bild am Sonntag«, bevor sie im Jahr 2019 »auf eigenen Wunsch« ihren Posten räumte. Axel Springer hatte damals in einem großen Konzernumbau beschlossen, die redaktionellen Abläufe von »Bams« und »Bild« zusammenzulegen.

Die Berufung von Robert Schneider wurde bereits im vergangenen Dezember verkündet, zuletzt gab es jedoch Unsicherheiten über den genauen Start des neuen Chefredakteurs. Aus dem Springer-Verlag hieß es zunächst, Johannes Boie solle Vorsitzender der Chefredaktion bleiben, Schneider werde in Zukunft an ihn berichten. Dann wurde bekannt, dass sich Schneider vor seinem Einstieg bei Springer einem Drogentest unterziehen musste – den er schließlich bestand.

Für seine ehemaligen Führungskräfte hat der Verlag indes nur wenige Worte übrig: »Johannes, Alexandra und Claus danke ich ganz persönlich für ihren großartigen und langjährigen Einsatz für ›Bild‹, sie haben ›Bild über unterschiedliche Zeiträume maßgeblich geprägt«, schreibt Senst in der E-Mail an die Redaktion. Johannes Boie war erst im Oktober 2021 zum Chefredakteur des Boulevardblatts aufgestiegen. Sein Vorgänger Julian Reichelt musste gehen, nachdem Vorwürfe des Machtmissbrauchs gegenüber »Bild«-Mitarbeiterinnen öffentlich wurden. Reichelt hatte ein Fehlverhalten immer bestritten.

Anmerkung der Redaktion: In einer früheren Version des Textes hieß es im Teaser, die Führungskräfte müssten mit sofortiger Wirkung »das Haus« verlassen. Tatsächlich verlassen sie nur ihre Position bei »Bild«. Über mögliche künftige Aufgaben im Hause Axel Springer will der Verlag »zu einem späteren Zeitpunkt informieren«. Wir haben die Stelle korrigiert.