Bahn-Datenaffäre Merkel drängt Mehdorn zu lückenloser Aufklärung

In die Datenaffäre bei der Deutschen Bahn schaltet sich die Kanzlerin ein: Konzernchef Mehdorn müsse die Vorfälle "vollständig aufklären". Die Arbeitnehmervertreter im Aufsichtsrat drohen Mehdorn sogar mit Rauswurf.

Berlin - Der Druck auf Hartmut Mehdorn wächst. Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) hat in der Datenaffäre bei der Deutschen Bahn lückenlose Aufklärung gefordert. Dafür müssten die Verantwortlichen des Unternehmens sorgen, sagte Vize-Regierungssprecher Thomas Steg.

Mit Blick auf Konzernchef Mehdorn sagte Steg: "Es ist aus Sicht der Bundesregierung notwendig, weiter an der Aufklärung mitzuwirken." Ein Sprecher des Bundesverkehrsministeriums beklagte, die Informationen der Bahn über die Affäre seien "völlig unzureichend". Merkel stellte sich laut Steg ausdrücklich hinter Verkehrsminister Wolfgang Tiefensee (SPD), der Mehdorn in den vergangenen Tagen heftig kritisiert hatte.

Die Deutsche Bahn hatte die Daten von 173.000 ihrer rund 240.000 Mitarbeiter mit Daten ihrer Lieferanten abgeglichen. Nach Konzernangaben ging es dabei um Korruptionsbekämpfung. Der Konzern schaltete inzwischen die Staatsanwaltschaft ein, um nach Worten Mehdorns eine "Versachlichung der Debatte" zu erreichen.

Steg sagte, der Bahn-Chef sei eine "Unternehmerpersönlichkeit", dessen Qualifikation nicht in Frage stehe. Es sei aber "auch eine Frage der Unternehmenskultur", wie die Bahn bei der Bekämpfung von Korruption mit den eigenen Mitarbeitern umgehe. Im konkreten Fall gehe es "nicht um die Befähigung des Managers Mehdorn", sondern das Vorgehen bei einem ganz konkreten Thema.

Massive Kritik kommt auch von der Gewerkschaft Transnet. Neben einer Entschuldigung von Konzernchef Mehdorn seien auch Konsequenzen nötig. "Entschuldigung bedeutet natürlich mehr als nur zu sagen: Tut mir leid", sagte Transnet-Chef Alexander Kirchner im RBB-Inforadio. "Natürlich muss auch darüber beraten werden, wer Verantwortung zu übernehmen hat."

Falls sich Mehdorn nicht entschuldigen sollte, müsse "der Vorstand auch gesamthaft in Verantwortung genommen werden", sagte Kirchner. "Letztendlich wird der Aufsichtsrat dann Konsequenzen ziehen müssen."

Mehrere Zeitungen berichten, dass Mehdorn wegen der Datenaffäre zunehmend in Bedrängnis gerät. Sollte der Konzernchef nicht bereit sein, sich zu entschuldigen, werde im Aufsichtsrat mit seiner Abberufung gerechnet.

Nach Angaben der "Süddeutschen Zeitung" will Aufsichtsratschef Werner Müller - früher parteiloser Wirtschaftsminister - am Montag mit den Gewerkschaftschefs Kirchner (Transnet) und Klaus-Dieter Hommel (GDBA) über die von den Arbeitnehmern geforderte Sondersitzung des Aufsichtsrats reden. "Wenn die Spitzenvertreter der Belegschaft im Aufsichtsrat kurzfristig eine außerordentliche Sitzung wünschen, dann wird diese anberaumt", sagte ein Sprecher Müllers der Zeitung.

wal/AFP/dpa/ddp
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