Kanzleramt, Bahn, Privatwirtschaft Bahnvorstand Pofalla wird Geschäftsführer bei Immobilienunternehmen

Ronald Pofalla (2019)
Foto: Jˆrg Carstensen/ picture alliance/dpaDer frühere Kanzleramtschef und Noch-Bahnvorstand Ronald Pofalla wird von Mai an Geschäftsführer bei der Gröner Group, einer Immobilien-Entwicklungsgesellschaft in Berlin. »Gemeinsam mit den bisherigen Geschäftsführern Christoph Gröner und Lars Schnidrig wird Ronald Pofalla die Umwandlung des Unternehmens in eine Aktiengesellschaft vorantreiben«, teilte das Unternehmen am Mittwoch mit.
Der 62 Jahre alte Pofalla ist seit rund sieben Jahren im Bahnvorstand und leitet dort das Infrastrukturressort. Im März hatte er angekündigt, den Konzern Ende April verlassen zu wollen. Die Gröner Group entwickelt eigenen Angaben zufolge über verschiedene Tochterunternehmen derzeit rund 80 Immobilienprojekte in Deutschland. Der Fokus liege dabei auf bezahlbarem Wohnen und nachhaltigem Bauen.
Pofalla hatte Anfang März angekündigt, nach sieben Jahren den Vorstand der Bahn zu verlassen. Der 62-Jährige nannte dafür persönliche Gründe.
Sein Seitenwechsel 2015 von der Politik zur Deutschen Bahn hatte für Kritik gesorgt. Pofalla war Generalsekretär der CDU und von 2009 bis 2013 Chef des Bundeskanzleramts unter Angela Merkel (CDU).
Pofalla leitet das Infrastrukturressort der Bahn seit 2017. Damit war er für die gesamte Infrastruktur aus Netz, Bahnhöfen und Energieversorgung zuständig. Dies ist das Schlüsselressort im Bahn-Konzern. Jedes Jahr kann es über ein Investitionsbudget im zweistelligen Milliardenbereich verfügen.
In seiner Funktion verantwortete Pofalla auch das Projekt Stuttgart 21, das immer wieder durch Kostensteigerungen Schlagzeilen macht. Pofalla stand unter anderem deshalb in der Kritik, aber auch wegen seines Wechsels von der Politik zur Bahn. Als Kanzleramtsminister hatte er auf die Entscheidung des Aufsichtsrates zur Fortführung des Projektes Einfluss genommen.
Auch Günther Oettinger heuert bei Gröner an
Die Gefahr eines Interessenkonflikts entstand auch, als Pofalla 2018 den Vorsitz der Kohlekommission übernahm, die einen Plan für den Ausstieg der Bundesrepublik aus der Kohlenutzung entwickeln sollte. Im Vorstand der Bahn, die durch ihre Bahnstromkraftwerke von den Plänen aber stark betroffen ist, arbeitete er derweil weiter.
Gröner lobt in einer Pressemitteilung Pofallas Expertise »im Bereich des digitalen Bauens« mit Softwareunterstützung und Erfahrungen »in einer konsequent auf CO2-Neutralität ausgerichteten Unternehmensführung«.
Wenn Pofalla im Mai bei Gröner anfängt, tut er das gemeinsam mit einem Parteifreund: Vor wenigen Tagen kündigte das Unternehmen an, dass Günther Oettinger in den Beirat berufen wurde, ebenfalls CDU-Mitglied, früherer Ministerpräsident von Baden-Württemberg und EU-Kommissar.