GELDWÄSCHE Bankchef Müller unter Verdacht
In der Geldwäscheaffäre um die Commerzbank ermittelt die Frankfurter Staatsanwaltschaft nun auch gegen Vorstandschef Klaus-Peter Müller. Der heutige Präsident des Bankenverbandes war bis 1999 für das Russlandgeschäft seines Kreditinstituts verantwortlich. Fahnder in Deutschland, der Schweiz und Liechtenstein gehen der Frage nach, ob Mitarbeiter der Commerzbank dabei geholfen haben, über eine Luxemburger Firma namens First National Holding SA (FNH) Millionenbeträge aus dubiosen russischen Quellen zu waschen. Die Commerzbank hatte die FNH zwischen 1996 und 2001 treuhänderisch für einen dänischen Anwalt gehalten. Der steht im Verdacht, als Strohmann für den russischen Telekommunikationsminister Leonid Reiman tätig gewesen zu sein - was beide energisch bestreiten. Bankchef Müller hat sich mindestens einmal, im Juli 1998, mit Reiman und dem dänischen Anwalt zu einem Essenstermin getroffen. Die Fahnder interessieren sich nun dafür, wie viel Müller über die Geschäfte der FNH wusste. Die Commerzbank ist sich sicher, dass eventuelle Vorwürfe gegen Müller nicht haltbar sind. »Die BaFin kennt seit April 2004 alle Zusammenhänge und Müllers Rolle bei diesen Geschäften. Offenbar sah man bislang keinen Grund, gegen ihn einzuschreiten«, heißt es aus dem Haus. Unterdessen haben Fahnder am Freitag vergangener Woche die Wohnung eines Unternehmensberaters im Hamburger Stadtteil Blankenese durchsucht. Ermittler des Bundeskriminalamtes stellten dabei Akten und Aufsichtsratsprotokolle sicher. Der Mann, der bislang nicht zu den Beschuldigten zählt, fungierte seit 1997 als Aufsichtsrat der FNH. Als falsche Spur erwies sich allerdings ein Konto der FNH bei der Commerzbank in Hamburg mit der Nummer 64 606 6100, auf das die Ermittler gestoßen waren. Über das Konto hatte der Unternehmensberater lediglich seine Telefonkosten für die FNH abgewickelt - monatlich maximal 300 Euro.