»Bei der Bezahlung hinken wir hinterher« Beamtenbund verteidigt Forderung nach mehr Lohn im öffentlichen Dienst

Ulrich Silberbach (Bild von 2021)
Foto: Kay Nietfeld / dpaDie Inflation trifft auch Menschen, die im öffentlichen Dienst arbeiten – deshalb fordert der Beamtenbund mehr Geld. »Die Lebenshaltungskosten haben sich dramatisch erhöht, und der größte Teil der Beschäftigten arbeitet im unteren und mittleren Dienst«, sagte der Vorsitzende der Gewerkschaft, Ulrich Silberbach, im Interview mit dem »Handelsblatt «. Es gelte, den Reallohnverlust aufzuholen. So ließe sich erklären, dass die Forderung die Inflationsrate, die für das kommende Jahr erwartet wird, übersteigt.
Die Gewerkschaften Verdi und Deutscher Beamtenbund-Tarifunion hatten für die etwa 2,5 Millionen Beschäftigten bei Bund und Kommunen eine Anhebung der Einkommen um 10,5 Prozent gefordert. Es gehe angesichts der hohen Inflation um die Sicherung vor allem auch der unteren Einkommen, hatte Verdi-Bundeschef Frank Werneke in Berlin nach einer gemeinsamen Sitzung der Tarifkommissionen gesagt. Nach dem Willen der Gewerkschaften solle es mindestens 500 Euro mehr geben, bei einer Laufzeit von zwölf Monaten.
Für die Besoldung von Beamten ist zudem eine Mindesthöhe von mehr als 15 Prozent oberhalb der staatlichen Grundsicherung vorgesehen. »Durch das Bürgergeld wird der Druck noch größer werden, das Mindestabstandsgebot, das schon heute vielfach verletzt wird, notfalls über Familien- oder Regionalzuschläge wiederherzustellen«, sagte Silberbach der Zeitung. Der Staat könne es sich nicht erlauben, seine Bediensteten nur minimal besser zu behandeln als Bezieher der Grundsicherung.
»Aktuell fehlen 360.000 Beschäftigte, und in den nächsten zehn Jahren scheiden 1,2 Millionen altersbedingt aus«, erklärte der Vorsitzende. »Doch auf dem Bewerbermarkt kämpfen wir mit stumpfen Waffen.« Die Vereinbarkeit von Familie und Beruf oder die Sicherheit des Arbeitsplatzes, die früher zu den großen Pluspunkten des öffentlichen Dienstes gezählt hätten, gebe es nun auch in der Privatwirtschaft. »Und bei der Bezahlung hinken wir hinterher.«
Silberbach kritisiert außerdem das Bürokratiewesen und fordert, die Prozesse müssten verschlankt werden. »Wenn ein Unternehmer heute eine Halle bauen will, dann dauert das sechs bis acht Jahre, weil unsere Genehmigungsverfahren so kompliziert sind«, sagte er dem »Handelsblatt«. »Für jede Kleinigkeit brauchen wir ein Beteiligungsverfahren.«
Die Verhandlungen mit Bund und Kommunen beginnen dem dbb zufolge Ende Januar.