Beck's-Bier "Wir haben eine Abfüll-Krise"
Bremen/Hamburg - Deutsche Biertrinker müssen künftig möglicherweise gezielt nach Produkten der Marke "Beck & Co." (Beck's) in den Verkaufsregalen suchen. Denn zwischen den deutschen Getränkegroßhändlern und dem Beck's-Mutterkonzern Inbev gibt es Streit. Wegen schleppender Lieferungen der deutschen Tochter drohen die Händler, das Bier nun von sich aus aus den Regalen zu verbannen.
"Die Probleme bei Inbev tangieren unser Geschäft in erheblichem Maße, jeder von uns hat einen dicken Hals", sagte Günther Guder, Vorstand des Bundesverbands des deutschen Getränkefachgroßhandels (GFGH), der "Financial Times Deutschland" (FTD). Der GFGH wickelt drei Viertel des Biervertriebs in Deutschland ab und setzt jährlich rund 15 Milliarden Euro um. Die Verbandsmitglieder machten sich nun Gedanken, welchen Stellenwert Produkte der Beck's-Brauerei künftig in ihren Regalen hätten, erklärte Guder vieldeutig. Zudem forderte Guder der Zeitung zufolge von dem belgisch-brasilianischen Braukonzern Inbev Entschädigungszahlungen.
Ein Inbev-Sprecher versuchte abzuwiegeln: Möglicherweise könnten Ende August alle Bestellungen der Kunden bedient werden. Exakte Voraussagen seien jedoch nicht möglich, gestand er ein. Die Brauerei will nun in Einzelfällen Kunden für entfallene Lieferungen entschädigen.
"Wir haben genug Kästen und Flaschen"
"Dass es bei Verbrauchsspitzen zu Engpässen kommen kann, ist in der Branche aber ein ganz normaler Vorgang", erklärte Beck's-PR-Chef Jörg Schillinger gegenüber manager-magazin.de. Er könne aber "wahrlich nicht bestreiten", dass es derzeit zu schlimmeren Engpässen als in anderen heißen Sommern komme. Die "FTD" hatte zwei namentlich nicht genannte Experten mit der These zitiert, dass die schleppende Versorgung mit Beck's Bier auf einem hausgemachten Problem basiere: Inbev habe wahrscheinlich zu wenig in Mehrweg-Leergut investiert. Davon kann jedoch laut Schillinger keine Rede sein: "Der Vorwurf ist aus der Luft gegriffen. Wir haben ausreichend in Flaschen und Kästen investiert." Das Problem liege in der Abfüllung.
Schon vor einem Absatzsprung von mehr als 30 Prozent habe der Konzern die Produktion von Beck's auf vier weitere Standorte ausgedehnt. Zuvor wurde das Bier lediglich am Stammsitz Bremen gebraut. "Leider reicht das aber immer noch nicht, um die Nachfrage zu decken", so der Sprecher. Beck's ist nach Angaben des Branchendienstes Inside die drittgrößte deutsche Biermarke hinter Krombacher und Bitburger. Mit einem Zuwachs von 16,6 Prozent hat sie im ersten Halbjahr das mit Abstand höchste Plus im Markt erzielt.
Verständnis für den Ärger bei der GFGH
400.000 Flaschen pro Stunde klimpern in Bremen von acht Abfülllinien in die meist grünen Kästen. Doch während hier rund um die Uhr und mindestens sechs Tage pro Woche produziert werden kann, müssen an anderen Standorten die Maschinen nachts abgeschaltet werden. Auf Anordnung der regionalen Behörden.
Zu allem Unglück sind die Beck's-Trinker immer seltener gewillt, das kühle Blonde aus Dosen zu trinken - obwohl das die Sache sehr viel einfacher machen würde, weil Dosen schneller gefüllt werden können. Doch Beck's soll 2006 bereits gute 200.000 Hektoliter mehr Bier im Mehrwegbereich produziert haben als im ersten Halbjahr 2005. Bei den Dosen dagegen stagniert der Absatz.
Insbesondere bei der im vergangenen Jahr eingeführten Sorte "Green Lemon" und beim hellen "Gold" brauche man "derzeit jede verfügbare Düse", um der Nachfrage Herr zu werden, so Schillinger deshalb. Zum Brauen habe man genügend Kapazitäten in den Kesseln, nur die Flaschenhälse seien just-in-time nicht vollzukriegen, daher die "Abfüll-Krise".
Zum mittlerweile öffentlichen Disput mit der GFGH sagt Schillinger, Beck's betreibe derzeit "Aufklärungsarbeit". Doch auch die Position der GFGH sei nachvollziehbar: "Deren Kunden machen ihrem Ärger natürlich auch Luft, schließlich müssen sie den Endverbraucher vertrösten." Schillinger betonte aber, dass der Konzern darauf achte, keinen Abnehmer zu bevorteilen: "Mit der Lücke müssen wir alle leben."
Die Abfüll-Krise macht die Marke mit den gekreuzten Schlüsseln aber nicht zukunftsverdrossen: Beck's plant in Bremen für einen hohen einstelligen Millionenbetrag ein neues Logistikzentrum. Zur Bewältigung möglicher neuer Bier-Durststrecken.