Benzinpreis-Schock Millionen Autofahrer steigen auf Bahn um
Berlin - Die Deutsche Bahn profitiert massiv von den hohen Benzinpreisen: Millionen Autofahrer wechseln von der Straße auf die Schiene. Das meldet die "Bild"-Zeitung unter Berufung auf Angaben des Konzerns. Demnach hat das Unternehmen zwischen Januar und April 20 Millionen Kunden im Nah- und Fernverkehr dazu gewonnen.
Besonders gefragt waren ICE-Verbindungen mit einem Plus von 3,1 Prozent. Bahn-Vorstand Karl-Friedrich Rausch sagte dem Blatt: "Immer mehr Autofahrer kaufen Tickets, statt zu tanken. Jetzt tun wir alles, um die Neukunden dauerhaft bei der Bahn zu halten." Der beste Platz für ein Auto sei nicht die Tankstelle, sondern der Parkplatz am Bahnhof.
Die gleiche Entwicklung ist in den USA zu verzeichnen. Dort galt der öffentliche Personennahverkehr lange als Stiefkind der Stadt- und Verkehrsplaner. Jetzt verzeichnet die Branche Rekordzuwächse - und kann den Ansturm nach jahrzehntelanger Vernachlässigung kaum bewältigen.
Laut Branchenverband American Public Transport Association (APTA) erleben die Verkehrsbetriebe die höchste Nachfrage seit 50 Jahren. Die APTA registrierte 2007 gut 10,3 Milliarden Fahrten, 2008 könnten es schon fünf Prozent mehr sein.
Autos bleiben dafür immer öfter in der Garage. Im März 2008 fuhren die Amerikaner elf Milliarden Auto-Meilen weniger als im Vorjahresmonat. Das war ein Minus von 4,3 Prozent, so viel wie noch nie. Das Energieministerium prognostiziert, dass der Benzinverbrauch in den USA 2008 erstmals seit der Rezession von 1991 sinkt.
Die Verkehrsbetriebe fühlen sich vielerorts von der Entwicklung überrollt. In Washington arbeitet das U-Bahn-Management an einem Notfall-Plan für den Fall, das der Benzinpreis auf mehr als fünf Dollar pro Gallone (rund 3,7 Liter) steigt.
"Es könnte ein massiver Zustrom von Passagieren auf uns zukommen, die vom Auto zum Nahverkehr wechseln", warnte U-Bahn-Direktor John B. Catoe. Er appellierte an die US-Regierung, für ihre gut 300.000 Angestellten im Großraum Washington Gleitzeit einzuführen, um den Verkehr in Stoßzeiten zu entlasten.
wal/ddp/AFP