BGH-Entscheidung Börsianer hoffen auf Ackermann-Rücktritt
Frankfurt am Main - "Der Ruf von Ackermann schadet der Deutschen Bank inzwischen", sagte ein Händler. Vorstandsmitglied Rainer Neske könne im Falle eines Rücktrittes die eingeschlagene Strategie fortsetzen, aber mit Ruhe und Kontinuität. "Im Falle eines Rücktrittes wäre der Imageschaden geringer", führte ein weiterer Händler an. Die Aktie der Deutschen Bank hielten sich nach Bekanntgabe der Entscheidung im Plus.
Auch nach Ansicht von Aktionärsschützern sollte Ackermann über einen Rücktritt nachdenken. "Der Schaden für die Bank wird immer größer", sagte der Sprecher der Deutschen Schutzvereinigung für Wertpapierbesitz (DSW), Jürgen Kurz, heute in Düsseldorf. Das Geldhaus schlittere von einer Imagekatastrophe in die nächste. Ähnlich äußerte sich die Schutzgemeinschaft der Kapitalanleger (SdK).
Bei der Deutschen Bank ist man sich jedoch sicher, dass ein Großteil der Börsianer noch auf Ackermann vertraut. Die Stimmung am Markt habe sich nicht grundsätzlich gegen Ackermann gedreht. "Unsere Investor-Relations Abteilung hört da anderes", sagte eine Sprecherin. Ackermann genieße nach wie vor hohe Reputation am Markt.
Der Aufsichtsratsvorsitzende der Deutschen Bank, Rolf Breuer, ist nach eigenen Worten bereits auf der Suche nach einem Nachfolger und würde bei einem Rücktritt Ackermanns für einen Nachfolger aus dem eigenen Hause plädieren. "Ich favorisiere sehr stark einen internen Kandidaten. Nur wenn das nicht möglich ist, würden wir außerhalb der Bank suchen", zitiert die "Financial Times Deutschland" den Aufsichtsratschef. Ein Sprecher der Deutschen Bank wies den Bericht allerdings zurück. Eine aktive Nachfolgesuche gebe es derzeit nicht, hieß es.
Der Bundesgerichtshof hob heute die Freisprüche des Düsseldorfer Landgerichts auf. Das Verfahren muss nun vor einer anderen Kammer des Landgerichts wiederholt werden. Nach den Worten des Senatsvorsitzenden Klaus Tolksdorf ist das Landgericht von zu hohen Hürden für die Strafbarkeit der gezahlten Millionenprämien ausgegangen. Anders als das Landgericht angenommen habe, müsse nicht erst eine "gravierende Pflichtverletzung" vorliegen.
In dem spektakulären Prozess geht es um Zahlungen von insgesamt 57 Millionen Euro an Manager und Ex-Vorstände. Mitangeklagt sind neben dem damaligen Mannesmann-Aufsichtsrat Ackermann der Ex-IG-Metallvorsitzende Klaus Zwickel und der frühere Aufsichtsratsvorsitzende Joachim Funk, die an der Prämienentscheidung beteiligt waren, sowie Ex-Mannesmannchef Klaus Esser. Er hatte nach der 188 Milliarden Euro teuren Übernahmeschlacht - zusätzlich zur vertraglichen Abfindung von rund 15 Millionen Euro - einen Bonus von 16 Millionen Euro bekommen.