Leichter Rückgang Deutsche Wirtschaft zum Jahresende geschrumpft

Container im Hamburger Hafen: Kurze und milde Rezession erwartet
Foto: Daniel Reinhardt / picture alliance/dpaDie deutsche Wirtschaft steht angesichts der Folgen von Inflation und Energiekrise kurz vor einer Rezession. Das Bruttoinlandsprodukt sank von Oktober bis Dezember um 0,2 Prozent zum Vorquartal, wie das Statistische Bundesamt mitteilte.
Dafür sorgten vor allem sinkende Konsumausgaben der Verbraucher, die unter der hohen Inflation leiden. Dass es nicht noch schlimmer kam, dürfte laut Ifo-Institut am überraschend kräftigen Anstieg der Kfz-Zulassungszahlen am Jahresende gelegen haben. Durch das Auslaufen und Absenken staatlicher Förderprämien für Plug-in-Hybride und Elektrofahrzeuge zum 31. Dezember schnellten die Neuzulassungen um 20 Prozent im Vergleich zum Vorquartal in die Höhe.
Autokäufer stützten Konjunktur
Diese Entwicklung dürfte für sich genommen den privaten Konsum um etwa 0,8 Prozent ausgeweitet und damit die rückläufigen preisbereinigten Umsätze im Einzelhandel und in anderen konsumnahen Dienstleitungsbereichen teilweise ausgeglichen haben. Da vorgezogene Käufe nun fehlten, könnte der Rückgang im laufenden Quartal größer sein. Zudem würden die hohe Inflation und steigende Zinsen die übrigen Konsumausgaben und die Bauproduktion weiter sinken lassen.
Insgesamt konnte die deutsche Wirtschaft im vergangenen Jahr laut Statistischem Bundesamt auch wegen Corona-Nachholeffekten noch um 1,8 Prozent zulegen, zuletzt war die Behörde gar von einem Plus von 1,9 Prozent ausgegangen. Wegen zahlreicher Belastungen fiel das Wachstum aber deutlich schwächer aus als 2021 mit 2,6 Prozent.
Die Konjunkturrisiken bleiben auch 2023 hoch. »Hohe Energiepreise, Rekordinflation und ein weltweit merklich abgebremstes Wachstum begleiten unsere Unternehmen durch das Gesamtjahr«, sagte der Hauptgeschäftsführer der Deutschen Industrie- und Handelskammer (DIHK), Martin Wansleben. »Hinzu kommen die langfristigen Herausforderungen aus Struktur- und Klimawandel, demografischer Entwicklung und Digitalisierung.«
Wachstum auch für 2023 erwartet
Ökonomen hatten statt eines Rückgangs nur eine Stagnation erwartet. Im vorangegangenen Sommerquartal hatte es noch zu einem Wachstum von 0,5 Prozent gereicht.
Durch den Rückgang wird eine Rezession nun wahrscheinlicher: Die meisten Experten rechnen mit einem erneuten Schrumpfen im laufenden ersten Quartal. Ökonomen sprechen bei zwei negativen Quartalen in Folge von einer Rezession.
Ab Frühjahr wird allerdings bereits wieder mit einem leichten Aufwärtstrend gerechnet. »Es ist diesem Land gelungen, eine schlimme Wirtschaftskrise abzuwehren«, hatte Wirtschaftsminister Robert Habeck zuletzt bei der Vorstellung des Jahreswirtschaftsberichts der Bundesregierung gesagt.
Für 2023 erwartet die Bundesregierung ein leichtes Wachstum von 0,2 Prozent, nachdem sie im vergangenen Herbst noch von einem Rückgang des Bruttoinlandsproduktes von 0,4 Prozent ausgegangen war.
»Wir gehen jetzt davon aus, dass die Rezession kürzer und milder ist – wenn sie denn stattfindet überhaupt«, sagte Grünenpolitiker Habeck. Für eine milde Rezession spricht, dass mit dem Ifo-Geschäftsklimaindex der wichtigste Frühindikator für die Entwicklung der deutschen Wirtschaft zuletzt vier Monate in Folge gestiegen ist.