Bleigehalt Toys "R" Us ruft eine Million Baby-Lätzchen zurück
Washington - Panik will das Unternehmen nicht verbreiten: Der festgestellte Bleigehalt liege nicht über dem in den USA gesetzlich vorgeschriebenen Grenzwert, beteuerte Toys "R" Us. Trotzdem habe man sich zum Rückruf entschlossen, um mögliche Risiken für Kleinkinder auszuschließen, teilte das Unternehmen mit, das auch in Deutschland zahlreiche Filialen hat.
Bereits im Mai hatte die US-Supermarktkette Wal-Mart in China produzierte Vinyl-Lätzchen wegen Schadstoffen zurückgerufen. Gerade Lätzchen müssten ganz besonders sorgfältig kontrolliert werden, betonte die leitende Mitarbeiterin der Staatsanwaltschaft von Chicago (Illinois), Cara Smith, in einem Gespräch mit der "New York Times". "Es gibt kaum ein Produkt, das näher am Kleinkind ist. Kinder nehmen die Lätzchen in den Mund."
Auch in Neuseeland sind laut einem Bericht der "Sunday Star Times" in Kinderkleidung aus Wolle und Baumwolle bis zu 900 Mal mehr Formaldehyd festgestellt worden als die Weltgesundheitsorganisation (WHO) für unbedenklich hält. Nach WHO-Untersuchungen können Konzentrationen von 20 Teilen pro eine Million Teilen Schleimhautreizungen, Hautirritation und Unwohlsein auslösen, sagte John Fountain, Leiter des neuseeländischen Giftzentrums, der Zeitung. Die Wissenschaftler des angesehenen AgriQuality-Testinstituts fanden aber Konzentrationen von 230 bis 18.000 Teilen in Hemden, T-Shirts, Hosen und Schlafanzügen aus China. Die Chemikalie wird verwendet, damit die Kleidung weniger knittert. Eltern wurde geraten, alle Kleidung vor dem ersten Tragen gründlich zu waschen.
Weltweit sind inzwischen rund 20 Millionen Spielsachen wegen überhöhtem Bleigehalt oder gefährlicher Kleinmagnete zurückgerufen worden. Allein der weltgrößte Spielwarenhersteller Mattel musste seit Anfang August zweimal verschiedene Spielzeugfiguren zurückrufen. Auch sie wiesen zu hohe Bleiwerte auf oder enthielten kleine Magneten, die von Kindern leicht verschluckt werden können.
"Brüssel sollte Importverbot erlassen"
Deutsche Verbraucherschützer fordern von der EU-Kommission einen Einfuhrstopp für Spielwaren aus China. "Wenn weiter gesundheitsgefährdendes Spielzeug auf den europäischen Markt kommt, sollte Brüssel ein Importverbot erlassen. Das wäre ein Signal, das Peking sofort verstünde", sagte der Vorstand des Bundesverbandes der Verbraucherzentralen (VZBV), Gerd Billen, dem SPIEGEL. Er warf Bundesregierung und EU-Kommission zugleich mangelndes Problembewusstsein angesichts der Masse der Funde von giftigen Gebrauchsgütern aus Fernost vor. Die Wirtschaftsminister von Bund und Ländern wollen über die Kontrollpraxis auf ihrer nächsten Konferenz beraten. Dies kündigte eine Sprecherin des Wirtschaftsministeriums in Berlin an.
China hatte sich allerdings gegen pauschale Vorwürfe von Verbrauchern aus Europa und den USA gewehrt. Es sei nur normal, dass es einige Sicherheitsprobleme gebe, während Chinas Exporte so dramatisch anstiegen, hieß es von Seiten der Regierung. Die meisten der chinesischen Spielzeugexporte seien sicher, man schenke der Qualität von Spielzeug große Bedeutung.
sam/dpa