Börse Coronavirus belastet Europas Finanzmärkte

Hamburger Hafen: "erhebliche und umfängliche Lieferengpässe"
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Das Coronavirus breitet sich weiter aus - und auch die Angst vor wirtschaftlichen Folgen wächst. Nachdem die Zahl der an Covid-19 Erkrankten in Italien am Wochenende deutlich angestiegen ist, sind Europas Aktienmärkte am Montag schwach in die neue Woche gestartet. Der deutsche Dax sackte in der ersten Handelsstunde um mehr als drei Prozent auf 13.079 Punkte ab. Der MDax der mittelgroßen deutschen Börsenwerte fiel ebenfalls um mehr als drei Prozent auf 27.917 Punkte.
Der EuroStoxx 50 als Leitbarometer der Eurozone büßte rund 3,5 Prozent ein. In London sank das Börsenbarometer FTSE 100 um rund drei Prozent, in Paris gab der CAC der 40 größten Unternehmen ebenfalls um rund drei Prozent zum Schlusskurs am Freitag nach. In Italien stürzte das Börsenbarometer in Mailand um 4,2 Prozent ab.
Die Unsicherheit an den Finanzmärkten stieg spürbar. Der Goldpreis zog an, die Ölpreise gerieten unter Druck. In Asien ging es zum Wochenstart insbesondere an Südkoreas Börsen deutlich nach unten, wobei sich die Kursverluste in Festlandchina in Grenzen hielten.
In Europa hatte sich Italien zuletzt zum größten Herd des neuartigen Virus entwickelt. Mehr als 150 Ansteckungsfälle wurden dort inzwischen nachgewiesen, mindestens drei Menschen starben an der Infektion. Marktanalyst Milan Cutkovic vom Handelshaus AxiTrader schrieb dazu: "Spätestens nach den Entwicklungen über das Wochenende in Sachen Coronavirus dürfte auch dem letzten Anleger klar geworden sein, dass es zu früh war, das Thema abzuhaken und die negativen wirtschaftlichen Effekte als eingegrenzt und vernachlässigbar zu erachten."
Luftfahrt und Luxussegment besonders betroffen
In einigen Branchen fielen die Aktien besonders stark: In der Luftfahrt und Logistik büßten Lufthansa, Air France-KLM und IAG jeweils rund sieben Prozent ein. Die Papiere der international tätigen Logistikanbieter Deutsche Post, A.P. Moeller-Maersk und Kühne & Nagel verloren zwischen 4,6 und 5,2 Prozent.
Auch das Luxussegment musste Verluste hinnehmen: In Paris fielen die Papiere von LVMH um 4,2 Prozent. LVMH Moët Hennessy Louis Vuitton ist der weltweit führende Luxusgüterkonzern. Zu der Gruppe gehören unter anderem Champagnerhäuser wie Veuve Clicquot Ponsardin und Krug sowie Modehäuser wie Kenzo und Fendi.
Unterdessen wächst auch in Deutschland offenbar die Angst vor dem Virus: In vielen Apotheken sind Schutzmasken seit Wochen ausverkauft. "Es gibt wirklich erhebliche und umfängliche Lieferengpässe", sagte Thomas Porstner, Geschäftsführer beim Bundesverband des pharmazeutischen Großhandels. Die verstärkte Nachfrage in letzter Zeit sei auf das Coronavirus zurückzuführen, so ein Sprecher der Bundesvereinigung Deutscher Apothekerverbände.
Konkrete Zahlen liegen beiden Verbänden zwar nicht vor. Aber viele Großhändler könnten keine Ware mehr nachbestellen, sagte Porstner. Wann die Hersteller ausreichend Masken nachproduzieren können, sei unklar. Der oberfränkische Zulieferers Sandler produziert unter anderem Vlies für Schutzmasken, auch für Kunden in China, und teilte mit: "Aufgrund der aktuellen Situation besteht zurzeit hoher Bedarf an Vliesstoffen für diese Anwendung; es herrscht Materialknappheit am Markt."
Doch ein Grund zur Panik sei das nicht, sagte der ABDA-Sprecher. "Gesunde Menschen, die in Deutschland unterwegs sind, brauchen keine Maske." Eine Ansteckung durch Tröpfchen-Übertragung können ohnehin nur sogenannte FFP2- und FFP3-Masken verhindern - wenn sie denn richtig sitzen. Bernd Salzberger vom Universitätsklinikum Regensburg, Vorsitzender der Deutschen Gesellschaft für Infektiologie, sagte: Wer sich schützen wolle, solle lieber regelmäßig Hände waschen und Abstand von hustenden und niesenden Menschen halten.