Börse im Minus Dax knapp vor neuem Jahrestief
Frankfurt am Main - Vor der mit Spannung erwarteten Veröffentlichung der US-Arbeitsmarktdaten hat der deutsche Aktienmarkt am Freitag Verluste verbucht. Der Leitindex Dax pendelte sich um die Mittagszeit bei 6184 Punkten ein, was einem Minus von rund 1,5 Prozent entspricht.
Marktteilnehmer begründeten die Abschläge unter anderem mit Befürchtungen, dass die Arbeitslosigkeit in den USA im August höher als erwartet ausgefallen sein könnte. Entsprechende Spekulationen hatten bereits zuvor die US-Börsen deutlich unter Druck gesetzt und für eine schwache Vorgabe gesorgt.
Von der Nachrichtenagentur Reuters befragte Analysten rechnen im Schnitt mit einem Stellenabbau von 75.000 Jobs. Die Arbeitslosenquote dürfte bei 5,7 Prozent verharren. In den USA bahnt sich Analysten zufolge trotz des weiteren Stellenabbaus insgesamt aber eine Aufhellung der Konjunkturaussichten an. Dagegen sehen die meisten Experten für Europa schwarz. "Da die EZB gestern keine Zinssenkungssignale gegeben hat, wird sich daran so schnell nichts ändern", sagte ein Analyst.
Auch Marktstratege Christian Schmidt von der Helaba verwies auf die sich weiter eintrübenden Wachstumsaussichten als Belastung. Wegen des weiterhin schwachen Eurokurses wendeten sich derzeit zudem viele ausländische Investoren vom deutschen Aktienmarkt ab.
Einige Beobachter können sich sogar vorstellen, dass der Dax auf ein neues Jahrestief fällt. "Wir sind ja nur noch wenige Punkte vom bisherigen Tief entfernt, und bei dem derzeitigen Börsenumfeld ist das durchaus vorstellbar", sagt Marc-Gregor Czaja von der Landesbank Baden-Württemberg. Das bisherige Jahrestief von 6081 Punkten erreichte der Dax im Juli.
Die Sorgen um eine Abschwächung der Konjunktur belasteten vor allem Titel exportorientierter Unternehmen. So fielen Papiere von Daimler um 2,73 Prozent auf 40,31 Euro, und die Aktien von MAN verbilligten sich um 2,66 Prozent auf 60,00 Euro.
Zu den größten Verlierern zählten erneut die Finanzwerte. So fielen Hypo Real Estate um 3,6 Prozent, Deutsche Bank und Commerzbank um je rund zwei Prozent sowie Deutsche Börse um 2,3 Prozent.
Auch einige Industriewerte gerieten ins Visier der Verkäufer: Allen voran die Aktien von ThyssenKrupp mit einem Minus von rund vier Prozent. Händler verwiesen auf den Einbruch der Stahlwerte. "Angefangen hat die Verkaufswelle in Brasilien", sagte ein Börsianer. "Sie schwappt nun über Japan zu uns herüber. Immer mehr Leute gehen davon aus, dass die Konjunktur einbricht."
Einziger Gewinner im Dax waren die Titel der Deutschen Postbank , die 1,46 Prozent auf 42,95 Euro zulegten. Händler verwiesen auf erneute Gerüchte, dass die Deutsche Bank ein Angebot von 50 Euro je Postbank-Aktie plane. Ein Sprecher der Deutschen Bank wollte dies nicht kommentieren. In Finanzkreisen wurde ein solches Gebot zum aktuellen Zeitpunkt als "unwahrscheinlich" eingestuft.
suc/dpa/dpa-AFX/Reuters