Dominanz an den Börsen US-Firmen hängen europäische Konkurrenten ab

Börse in New York (2020): »Die Bedeutung Europas an den Weltbörsen schrumpft«
Foto: Courtney Crow / APAngetrieben vom Höhenflug der Tech-Riesen haben US-Unternehmen ihre Dominanz an den Börsen ausgebaut. Unter den 100 wertvollsten Börsenunternehmen der Welt befinden sich allein 61 aus den USA, drei mehr als im Vorjahr, zeigt eine Studie der Beratungsgesellschaft EY. Unter den Top Ten sind demnach gar keine europäischen Unternehmen mehr vertreten und nur zwei, die nicht ihren Sitz in den USA haben – der Ölkonzern Saudi Aramco auf Platz vier und der taiwanesische Chiphersteller TSMC auf Rang zehn.
Während sich die Gewichte immer mehr Richtung USA verschieben, werden deutsche Firmen abgehängt, wie aus der Studie hervorgeht. Fanden sich Ende 2007 sieben Unternehmen aus der Bundesrepublik unter den Top 100, sind es jetzt nur noch zwei: SAP (Platz 88) und Siemens (100).
Unangefochten an der Spitze des Rankings steht Apple mit einem Börsenwert von knapp 3,0 Billionen US-Dollar (rund 2,65 Bio. Euro), gefolgt von Microsoft (2,6 Bio. Dollar) und der Google -Muttergesellschaft Alphabet (2,0 Bio. Dollar). Das teuerste Unternehmen aus Europa, der französische Luxusgüterkonzern LVMH mit Marken wie Louis Vuitton und Moët & Chandon landet auf Platz 19.
Europas Bedeutung seit Finanzkrise massiv geschrumpft
»Die Bedeutung Europas an den Weltbörsen schrumpft«, sagt Henrik Ahlers, Vorsitzender der EY-Geschäftsführung. Der von der Pandemie ausgelöste Digitalisierungsschub komme vor allem Technologiefirmen zugute – und die stammen meist aus den USA. In Europa spielen etablierte Auto-, Pharma- und Rohstoffkonzerne eine große Rolle.
Vor der globalen Finanzkrise ab Ende 2007 kamen laut der Studie 46 der 100 wertvollsten Unternehmen der Welt aus Europa. Nun sind es noch 16.
Dieses Bild sage zwar wenig über die Stärke hiesiger Unternehmen aus, sagt Ahlers. Tatsächlich hat Deutschland viele mittelständische Weltmarktführer und auch nicht-börsennotierte Konzerne von Weltrang wie Lidl und Aldi oder den Autozulieferer Bosch. Fakt sei aber offenbar, dass Investoren den Unternehmen aus anderen Branchen und Ländern vielfach bessere Wachstumsperspektiven zutrauten, so Ahlers.
Immerhin gebe es Erfolgsgeschichten wie jene des Mainzer Impfstoffherstellers Biontech, der Platz 296 im Ranking erreicht. Zudem könnten deutsche Konzerne in der vernetzten Industrie eine Vorreiterrolle spielen, meint EY. Hiesige Industrieunternehmen arbeiteten an der Verzahnung der Produktion mit den IT-Systemen und Daten, um Produktivitätsfortschritte zu erzielen, erklärt Ahlers. »Es könnten Unternehmen entstehen, die das Potenzial haben, die Art und Weise, wie in Zukunft produziert wird, entscheidend zu prägen, und die in diesem Bereich den US-Konzernen Paroli bieten können.«