Börsen im Plus G-20-Versprechen lösen Kursfeuerwerk aus

Die Beschlüsse des G-20-Gipfels beflügeln die Aktienmärkte. Die Kurse an den Börsen von Frankfurt bis New York schossen in die Höhe. Der Dax legte über sechs Prozent zu, auch der Dow Jones gewinnt massiv.

Frankfurt am Main - Die Wall Street konzentrierte sich zu Handelsbeginn auf die vorbörslichen Kursgewinne von General Motors und einigen Finanzwerten. Auch die Nachrichten vom G-20-Gipfel in London versetzte die Anleger in Kauflaune. Der Dow Jones  stieg in den ersten Handelsminuten um rund zwei Prozent auf 7926 Punkte und baute anschließend seine Gewinne weiter auf 3,1 Prozent aus. Kurzzeitig notierte der Index wieder über der Marke von 8000 Zählern. Der Index der Technologiebörse Nasdaq Composite   rückte unterdessen um 2,5 Prozent vor.

G-20-Gipfelteilnehmer in London: Anleger schöpfen neue Zuversicht

G-20-Gipfelteilnehmer in London: Anleger schöpfen neue Zuversicht

Foto: AFP

Die Signale vom G-20-Gipfel in London trugen dazu bei, die Zuversicht der Anleger zu stärken. Die Hoffnungen, dass der Weltfinanzgipfel Beschlüsse zur Bekämpfung der globalen Rezession fasst, hätten der Wall Street auf die Sprünge geholfen, sagten Händler. Der Gipfel in London hat sich auf neue Finanzmarktregeln verständigt und die Mittel des Internationalen Währungsfonds (IWF) für Hilfen an bedrängte Länder massiv aufgestockt.

Der Deutsche Leitindex Dax   verabschiedete sich mit 4.381,92 Punkten und ging damit um 6,07 Prozent fester aus dem Handel. Vor allem Auto- und Finanztitel waren gefragt. Selbst die Entscheidung der Europäischen Zentralbank (EZB), die Zinsen lediglich auf 1,25 Prozent zu senken, konnte die Märkte nur vorübergehend bremsen. Anleger hatten zuvor mit einer stärkeren Zinssenkung auf 1,0 Prozent gerechnet.

General Motors mit deutlichem Kursplus

Trotz eines Absatzeinbruchs im März kletterten die Aktien der Opel-Mutter General Motors  um 13 Prozent. Die Verkaufszahlen waren um 42,5 Prozent gefallen. Der Absatz ging in den USA insgesamt zwar den 17. Monat in Folge erneut zurück, aber weniger stark als von manchen Analysten befürchtet. Einige Autochefs sahen darin erste Anzeichen einer Aufhellung in der Branche. Die Dividendenpapiere des Rivalen Ford   verteuerten sich um knapp fünf Prozent.

Die Bank of America   sorgte für positive Stimmung bei den Finanzwerten nach einer Äußerung ihres Chefs Kenneth D. Lewis. Er sagte dem Sender CNBC, dass das Kreditinstitut über einen genügend großen Kapitalpuffer verfüge, um noch eine längere Durststrecke durchzustehen. Die Aktie sprang daraufhin um zehn Prozent. Die Anteilsscheine von Citigroup   rückten um ebenfalls zehn Prozent vor.

Autowerte profitierten laut Börsianern von positiven Vorgaben aus Japan. Diese konnten dank eines Hoffnungsschimmers bei den Absatzzahlen auf dem US-Markt und Erwartungen, dass dieser bald seinen Tiefpunkt erreicht haben könnte, deutlich zulegen. Die Aktie des Agrochemieunternehmens Monsanto   legte um gut vier Prozent zu. Der Konzern hatte im zweiten Quartal besser abgeschnitten als an der Börse erwartet.

Auch deutsche Autowerte im Plus

Von der Konjunkturseite kamen indes schlechte Daten: Die Zahl der Erstanträge auf Arbeitslosenhilfe war in der Woche zum 28. März auf 669.000 gestiegen. Volkswirte hatten für die Berichtswoche im Schnitt dagegen nur mit 650.000 Anträgen gerechnet.

Auch an den Deutschen Börsen schnitten Autowerte gut ab. BMW  verteuerte sich um 9,45 Prozent, Daimler   um 8,48 Prozent. Die deutschen Autobauer haben im März auf dem US-Markt einen weiteren bösen Absatzeinbruch erlebt, stehen aber besser da als die drei amerikanischen Konzerne. Der größte deutsche Importeur Volkswagen   verlor 20 Prozent im Vergleich zum Vorjahr, BMW und Daimler büßten je 23 Prozent ein und Porsche   verkaufte 29 Prozent weniger. Der Gesamtmarkt fiel sogar um 37 Prozent auf rund 860.000 Autos, wie das Unternehmen Autodata mitteilte.

K+S-Aktien   legten um 4,66 Prozent auf 36,42 Euro zu. Der Düngemittelhersteller wird in einer milliardenschweren Transaktion die amerikanische Morton Salt übernehmen. Das Transaktionsvolumen belaufe sich auf 1,675 Milliarden Dollar, und man habe mit Rohm and Haas, einer Tochtergesellschaft von Dow Chemical, einen Vertrag über den Erwerb von Morton abgeschlossen, hieß es.

Ackermann verspricht profitable Banken

Analysten fanden lobende Worte für den Zukauf. Da das Salzgeschäft von Morton Salt eine höhere Ebitda-Marge als das von K+S aufweise, der Zukauf sich wie von K+S angekündigt ab 2010 deutlich positiv auf das Ergebnis je Aktie auswirke und Synergien bringe, sei die Transaktion eine gute Nachricht. Zudem verringere sie die Saisonalität der Gewinnentwicklung. Ein Händler kritisierte den Zukauf allerdings als etwas zu teuer.

Deutsche-Bank-Papiere   stiegen um 5,98 Prozent auf 32,945 Euro. Sie profitierten laut Händlern von Aussagen des Vorstandschefs Josef Ackermann in der "Financial Times", denen zufolge er davon ausgeht, dass die Branche nach der aktuellen Krise wieder sehr profitabel sein wird. Titel der Commerzbank   gewannen 4,44 Prozent auf 4,230 Euro.

Titel der Deutschen Börse   waren dagegen mit minus 1,18 Prozent auf 46,23 Euro einziger Verlierer im Dax. Der Börsenbetreiber musste im März auf dem elektronischen Handelssystem Xetra erneut einen Umsatzeinbruch um 49 Prozent hinnehmen. Zudem geht aus einer Stimmrechtsmitteilung hervor, dass der ehemalige Großaktionär Atticus seinen Anteil an dem Börsenbetreiber auf 2,05 Prozent senkte.

Technologiewerte legen teils zweistellig zu

Der US-Fonds Atticus hatte bereits am Dienstag mitgeteilt, seinen Anteil von ehemals rund neun Prozent unter die Meldeschwelle von drei Prozent gesenkt zu haben. Der Anteil des zweiten bei der Börse engagierten, britischen Hedgefonds Children's Investment Fund (TCI) blieb hingegen unverändert bei 10,26 Prozent.

Im MDax   stiegen Anteilsscheine von Gerresheimer   nach Zahlen um 5,92 Prozent auf 14,84 Euro. Einer ersten Börsianereinschätzung zufolge sind diese "einen Tick besser als erwartet" ausgefallen, wobei ihn der Hersteller von Spezialverpackungen vor allem unter dem Strich positiv überrascht habe. Gerresheimer   erfüllte trotz eines schwachen Jahresstarts die Erwartungen, nachdem sie von einem wieder stärkeren Dollar profitierten. Der Ausblick sei bestätigt worden und insgesamt unterstütze das Zahlenwerk die Aktien. Einen nächsten psychologischen Widerstand sieht der Aktienhändler bei 15 Euro.

Bei den Technologiewerten sprangen Solon   mit plus 10,63 Prozent auf 10,20 Euro an die Indexspitze. Der Berliner Solarmodulhersteller Solon   verzichtet zwar aufgrund der Wirtschaftskrise weiter auf eine konkrete Prognose für dieses Jahr, bestätigte aber weitgehend die im Februar gemeldeten vorläufigen Zahlen für 2008.

Qiagen-Papiere   verteuerten sich um nur unterdurchschnittliche 0,24 Prozent auf 12,38 Euro. Das Biotechnologie-Unternehmen erzielte mit seinem Test auf Humane Papillomaviren (HPV) positive Ergebnisse.

mik/dpa/Reuters
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