Börsenangst E-Mail kostet Lehman Brothers fast ein Drittel ihres Wertes

Die Panik an den internationalen Börsen fordert ein neues Opfer: Nachdem Gerüchte um Liquiditätsengpässe die Runde gemacht hatten, ging die Aktie von Lehman Brothers schon vor Börsenbeginn in die Knie. Selbst der explizite Hinweis auf die hohen Barreserven brachte nichts.

New York - Seit Handelsbeginn geht der Ausverkauf richtig los. Um zeitweise mehr als 35 Prozent brach die Lehman-Brothers-Aktie ein und erholte sich danach nur wenig. Bereits davor hatte der Kurs gelitten, nachdem die Nachricht die Runde gemacht hatte, dass die Development Bank of Singapore (DBS), die größte Bank Südostasiens, ihre Händler in einer internen E-Mail angewiesen hatte, keine Geschäfte mehr mit der US-Investmentbank zu tätigen.

"Neue Abschlüsse sollten allesamt einzeln noch einmal überprüft werden", berichtete die Nachrichtenagentur unter Berufung auf zwei Personen, die mit den Interna bei DBS vertraut seien.

Die DBS hat die Anweisung aus der E-Mail zwar inzwischen wieder kassiert; offiziell will man ihre Existenz nicht einmal mehr bestätigen. Mit einer echten Ehrenerklärung für den Handelspartner hält man sich aber zurück. "Es sind verschiedene Transaktionen mit Lehman in Arbeit und das verteilt über den gesamten Tag", sagte ein DBS-Sprecher. Angesichts der derzeitigen Marktlage verschaffe man sich eben nur einen genauen Überblick, indem man alle Abschlüsse einzeln überprüfe und besondere Vorsicht walten lasse. Aber erst heute sei ein Geschäft über 20 Millionen Neuseeland-Dollar abgeschlossen worden.

Also sah sich Lehman Brothers genötigt, den Gerüchten noch einmal in aller Öffentlichkeit entgegenzutreten. Sie habe eine "sehr starke Liquiditätsposition", teilte die Bank mit. Und was die Geschäfte mit der DBS betreffe, "da ist business as usual", sagte die für das Asien-Geschäft zuständige Managerin Anne Lui.

Mehr Klarheit erwarten Experten, wenn Lehman Brothers morgen seine Zahlen bekannt gibt. Analysten erwarten hier für das erste Quartal einen Rückgang bei Gewinn und Erträgen. Beim Gewinn rechnen die von Thomson First Call befragten Analysten mit einem Rückgang von 1,96 auf 0,72 Dollar je Aktie. Die Erträge sehen sie bei 3,35 Milliarden Dollar nach 5,05 Milliarden Dollar vor einem Jahr.

Der Fokus wird auf Hinweisen liegen, wie sich das Geschäft der Investmentbank angesichts der sich ausweitenden Finanzkrise entwickelt. Im vierten Quartal hatte Lehman die Verluste bei kreditbasierten Wertpapieren zu einem Gutteil noch durch großes Wachstum im Geschäft mit Aktien und Firmenübernahmen wettgemacht.

Ende Januar hatte Lehman eine Dividendenerhöhung und Aktienrückkäufe angekündigt. Die Jahresdividende stieg um 13 Prozent von 0,60 auf 0,68 Dollar je Aktie. Zudem genehmigte der Verwaltungsrat den Rückkauf von bis zu 100 Millionen Aktien. Damit wird ein früheres Aktienrückkaufprogramm ersetzt.

mik/dpa-AFX/Dow Jones

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