Boomendes Investmentbanking Deutsche Bank schafft Milliardengewinn
Frankfurt am Main - Der Boom an den Anleihemärkten hat der Deutschen Bank auch im zweiten Quartal einen Milliardengewinn in die Kassen gespült. Der Überschuss stieg im Jahresvergleich trotz Sonderbelastungen etwa zur Beilegung eines Rechtsstreits um zwei Drittel auf 1,1 Milliarden Euro, wie das Frankfurter Geldhaus am Dienstag mitteilte. Der Nettogewinn lag damit leicht über den durchschnittlichen Analystenprognosen von rund 990 Millionen Euro. Vor Steuern stand ein Gewinn von 1,3 Milliarden Euro - doppelt so viel wie im Vorjahr, aber etwas weniger als erwartet.

Deutsche-Bank-Chef Ackermann: Geschäftsmodell verteidigt
Foto: KAI PFAFFENBACH/ REUTERSSchon im ersten Quartal hatte Deutschlands größte Privatbank 1,2 Milliarden Euro nach Steuern verdient. Im letzten Quartal 2008 machte sie dagegen noch 4,8 Milliarden Euro Verlust und schloss das Gesamtjahr mit einem Minus von 3,9 Milliarden Euro ab.
Deutsche-Bank-Chef Josef Ackermann blieb aber trotz des zweiten Milliardengewinns in Folge vorsichtig. "Der Ausblick für das verbleibende Jahr 2009 hängt stark davon ab, wie es mit der Entwicklung der globalen Wirtschaft weitergeht", sagte er. Zuletzt hätten sich die Finanzmärkte weiter stabilisiert. Für eine Entwarnung ist es dennoch zu früh: Das Umfeld sei unsicher.
Ihr viel gescholtenes Renditeziel von 25 Prozent vor Steuern verfehlte die Deutsche Bank anders als im ersten Quartal: Der Wert sank auch wegen einiger Sonderbelastungen wie einer deutlich höheren Vorsorge für Kreditausfälle auf 16 Prozent.
Die Aufstellung als Universalbank mit Investmentbanking und Privatkundengeschäft verteidigte Ackermann: "Längerfristig betrachtet sind wir mit unserer strategischen Ausrichtung, unserem bewährten Geschäftsmodell, unserer führenden Position in wichtigen Geschäftsbereichen und unserer Finanzkraft gut gerüstet, um die Gelegenheiten zu nutzen, die sich in einem verbesserten Geschäftsumfeld bieten."
Ein Wermutstropfen in den Zahlen zum zweiten Quartal ist die auf eine Milliarde Euro versiebenfachte Risikovorsorge. Dies spiegelt die erhöhte Ausfallwahrscheinlichkeit der Kredite im Firmen- und Privatkundengeschäft wider. "Das stößt sauer auf", sagt ein Marktteilnehmer. "Dass das Investmentbanking dem gegenüber gut gelaufen ist, kann diese Scharte bei weitem nicht auswetzen."
Ein anderer Händler verweist dagegen darauf, dass Ende Juli neue Richtlinien für die Bilanzierung von CDS gelten würden. "Daher war damit zu rechnen, dass die Bank einen Teil der Abschreibungen ins zweite Quartal vorziehen wird." Er halte die Zahlen auf den ersten Blick für "ordentlich", ob es aber für weitere Aufschläge bei der Aktie reiche, sei nach der Outperformance der vergangenen Wochen allerdings fraglich.
Diese Belastungen markieren nach Einschätzung von Experten die zweite Welle der Finanzkrise im Zuge des Wirtschaftsabschwungs. Abschreibungen auf strukturierte Produkte wie in den vergangenen Quartalen spielten bei der Deutschen Bank dagegen keine Rolle mehr. Die Bank baute auch weiter Risikopositionen ab, was die Kapitalausstattung verbessert. Sie kommt nunmehr auf eine Kernkapitalquote von 11,0 Prozent nach 10,2 Prozent Ende März, womit sie im internationalen Vergleich im Mittelfeld liegt.
Wie bei vielen Rivalen aus der Schweiz und den USA war das lange krisengeschüttelte Investmentbanking Ergebnislieferant Nummer eins bei der Deutschen Bank: In ihrem Kerngeschäft verdiente die größte Bank Deutschlands vor Steuern 828 Millionen Euro, nachdem vor Jahresfrist inmitten der Finanzkrise hier noch rote Zahlen gestanden hatten. Besonders gut lief wie bereits zu Jahresbeginn der Handel mit festverzinslichen Produkten. Allein in diesem Segment erwirtschaftete das Institut mit 2,6 Milliarden Euro rund ein Drittel seiner gesamten Erträge.
Einen Dämpfer gab es dagegen im Geschäft mit Privatkunden. Hier rutschte die Bank wegen Schwierigkeiten in der Vermögensverwaltung und der Verlagerung von Stellen vor Steuern in die roten Zahlen, nachdem sie vor einem Jahr noch 570 Millionen Euro verdient hatte.
Die Bank beschäftigte Ende Juni weltweit knapp 79.000 Mitarbeiter und damit etwas weniger als Ende März. In Deutschland blieb die Zahl der Mitarbeiter mit rund 28.000 stabil.