Brexit-Folgen Experten halten weitere Engpässe in Großbritannien für wahrscheinlich

Während in Deutschland in Zeiten der Pandemie zeitweise Nudeln oder Klopapier knapp wurden, werden die Lücken in den britischen Supermarktregalen zum Dauerthema. Der Trend könnte sich sogar noch verstärken.
Supermarkt in London: Schlechte Ernten und Handelshürden gefährden die Versorgung nachhaltig

Supermarkt in London: Schlechte Ernten und Handelshürden gefährden die Versorgung nachhaltig

Foto: Yui Mok / dpa

Nach dem Brexit halten Experten Engpässe bei weiteren Lebensmitteln in Großbritannien für wahrscheinlich. »Die Lebensmittelsicherheit in Großbritannien ist vorbei. Die Regierung muss das ernst nehmen«, sagte der Vizepräsident der National Farmers Union David Exwood. Die derzeitigen Engpässe bei Tomaten und Gurken würden wohl bleiben, da auch die Ernte der heimischen Sorten über die Jahre hinweg immer dünner ausfalle.

Die National Farmers Union geht davon aus, dass sich bei Tomaten und Gurken die Saison 2022 nach finaler Auszählung als jene mit der niedrigsten Ausbeute seit Beginn der Aufzeichnungen vor fast 40 Jahren herausstellen wird. Bei Birnen und Paprika sieht die Tendenz ähnlich aus.

Engpässe auch bei Olivenöl und Käse

Aktuell können die Briten unter anderem weniger Tomaten aus dem südlichen Ausland importieren, weil dort wetterbedingt die Ernten schlechter ausgefallen und durch den Brexit zusätzliche Handelshürden entstanden sind.

Aber es bleibt nicht bei Gemüse und Obst: Der Handelsverband British Retail Consortium hält wegen schlechter Ernten in den Anbauregionen auch Engpässe beim Olivenöl für möglich. Der britisch-deutsche Ökonom Andrew Lee, der an der Dualen Hochschule Baden-Württemberg lehrt, sieht ebenso importierten Käse auf der Liste der möglichen gefährdeten Waren. Bei zu erwartenden zunehmenden Extremwetterereignissen werde jeder Schock in den Lieferketten Großbritannien härter treffen als EU-Länder, erklärte Lee.

Der Chef der Deutsch-britischen Industrie- und Handelskammer (AHK) in London, Ulrich Hoppe, schätzt, dass Großbritannien durch den Brexit immer etwa 10 bis 15 Prozent stärker von Schocks in den Lieferketten betroffen ist als EU-Länder. »Der Brexit hat das Risiko des Auseinanderbrechens von Lieferketten erhöht«, sagte Hoppe.

Bislang weist die britische Regierung die Idee, eines Tages zumindest dem EU-Binnenmarkt wieder beizutreten, weit von sich.

mik/dpa
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