Folge des Krieges in der Ukraine Bundesbank rechnet 2022 mit Rekordinflation

Deutschlands Notenbank sagt für dieses Jahr Preissteigerungen von über sieben Prozent und ein deutlich schwächeres Wirtschaftswachstum voraus. Viele Branchen fordern einen Kostenausgleich – etwa die Krankenhäuser.
Bundesbankpräsident Nagel

Bundesbankpräsident Nagel

Foto: Nils Thies / Deutsche Bundesbank / dpa

Die Folgen des Ukrainekrieges bremsen nach Einschätzung der Bundesbank  das Wirtschaftswachstum in Deutschland und treiben die Teuerung in die Höhe.

Mit 1,9 Prozent Wachstum dürfte sich die wirtschaftliche Erholung nach dem Coronatief zwar fortsetzen. Im Dezember war die Notenbank jedoch noch von 4,2 Prozent realem Wachstum ausgegangen. Auch für 2023 sind die Ökonomen inzwischen deutlich weniger optimistisch und erwarten statt 3,2 Prozent Wirtschaftswachstum nur noch ein Plus von 2,4 Prozent, wobei die Unsicherheit durch den Krieg enorm sei.

So geht die Bundesbank einerseits davon aus, dass die Preise für Energierohstoffe wieder etwas sinken werden und Lieferengpässe graduell nachlassen. Auch dürften die privaten Haushalte zumindest einen Teil ihrer in der Coronapandemie angehäuften Ersparnisse in Konsum ummünzen und so die Konjunktur ankurbeln. Andererseits jedoch führe »die außergewöhnlich hohe Teuerung zur Verunsicherung von Verbraucherinnen und Verbrauchern und schwäche deren Kaufkraft«.

Im Mai war die jährliche Inflationsrate mit 7,9 Prozent auf den höchsten Stand seit fast 50 Jahren gesprungen. Für das Gesamtjahr erwartet Bundesbankpräsident Joachim Nagel »deutlich mehr als 7 Prozent«. Erst danach dürfte die Rate allmählich wieder sinken: auf 4,5 Prozent im Jahr 2023 und auf 2,6 Prozent im Jahr 2024. Die Europäische Zentralbank sei »aufgerufen, die Teuerung durch konsequentes Handeln zurückzuführen.«

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»Die Lage vieler Kliniken ist dramatisch«

Angesichts dessen stehen die deutschen Kliniken  vor einem neuen Milliardenloch. Für das laufende Jahr werde bundesweit ein außerplanmäßiger Kostenanstieg von rund 1,45 Milliarden Euro erwartet, berichtete die »Augsburger Allgemeine« unter Berufung auf Berechnungen der Deutschen Krankenhausgesellschaft. »Die Lage vieler Kliniken ist dramatisch«, sagte deren Vorstandsvorsitzender Gerald Gaß. Schon vergangenes Jahr hätten 60 Prozent der Kliniken rote Zahlen geschrieben, diese Situation drohe sich nun zu verschärfen.

Die Kliniken leiden laut Gaß unter massiv gestiegenen Preisen für Energie, Medizinprodukte, Medikamente, EDV-Produkte und auch Lebensmittel. Dazu kämen massive Einnahmeverluste durch ausgefallene Behandlungen in den Pandemiewellen. »Unsere Forderung zum Inflationsausgleich ist ein Rechnungsaufschlag auf alle Krankenhausrechnungen im Jahr 2022 in Höhe von zwei Prozent«, sagte der Verbandschef. Er verwies auf das »Versprechen der alten Regierung, dass kein Krankenhaus durch die Pandemie wirtschaftliche Probleme bekommen soll«.

sbo/dpa
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