"Business Week"-Ranking Die größten, teuersten und schnellsten Konzerne
New York - Wer gestern tief stürzte und den Fall überlebte - der ist heute vielleicht schon wieder obenauf. Zu den Unternehmen, die ihren Marktwert binnen Jahresfrist am stärksten steigern konnten, gehören erstaunlich viele aus den einstigen Krisenbranchen Telekommunikation unter Internet.
Ganz vorne landete Nextel Communications - mit einer Wertsteigerung von 208 Prozent gegenüber dem Vorjahr weltweit Spitze. Der Konzern aus Virginia hat mit Mobiltelefonen, die über eine Walkie-Talkie-Funktion verfügen, offenbar eine Marktlücke entdeckt, die Investoren fasziniert. Auf Platz zwei dieser Auswertung landete das Internetportal Yahoo! - allerdings dessen japanische Tochter, die mit einem florierenden Auktionsgeschäft selbst eBay in die Flucht geschlagen hat. Der Aktienkurs der Fernost-Tochter legte in einem Jahr immerhin um 117 Prozent zu.
Trotz solcher imposanter Kurs-Gewinne bei kleineren Gesellschaften - die Top 10 im jährlichen "Business Week"-Ranking der weltweit 1000 wertvollsten Konzerne sehen relativ ähnlich aus wie vor zwölf Monaten. Wie seit langem steht der Mischkonzern General Electric mit einigem Abstand auf Platz eins - seine Marktkapitalisierung zum Stichtag 30. Mai betrug 286,10 Milliarden US-Dollar. Der Software-Konzern Microsoft ist an der Börse rund 23 Milliarden Dollar weniger wert als GE, das reichte wie im Vorjahr für Platz zwei.
Gerade einmal zwei europäische Konzerne konnten sich in den Top 10 der Wertvollsten platzieren - und beide stammen aus der Erdöl-Branche, die in den vergangenen Monaten von den gestiegenen Ölpreisen profitierte: Royal Dutch/Shell landete auf Platz acht, BP auf Platz neun. Beide sind damit aber zum Vorjahr um eine Position zurückgefallen. Dem amerikanischen Branchenprimus Exxon, mit 244,93 Milliarden Dollar auf Platz drei, können sie bei weitem nicht das Wasser reichen.
Ohnehin ist auffällig, dass sich nur sehr wenige europäische Konzerne in den Top 50 finden. Die Finanzmärkte bleiben amerikanisch geprägt, US-Konzerne profitieren davon. Dass der Euro seinen Wert im Vergleich zum Vorjahr deutlich gesteigert hat, konnte den europäischen Unternehmen nicht helfen. Der positive Währungseffekt wurde zunichte gemacht, weil die wichtigsten Aktienindizes in der alten Welt stärker an Wert einbüßten als die amerikanischen.
Diejenigen Europäer, die es relativ weit nach vorn schafften, stammen meist aus Großbritannien: Vodafone schob sich auf Rang zwölf vor (Vorjahr: 27) und profitierte so vom Comeback der Telekom-Branche. Auch die Großbank HSBC rückte acht Plätze vor und liegt nun auf Platz 14, GlaxoSmithKline rangiert auf Platz 16. Auf Rang 19 folgt mit Novartis der erste, nicht britische Konzern aus Europa.
Weit abgeschlagen dagegen die Deutschen, die auch unter den überproportionalen Verlusten des Frankfurter Aktienmarktes litten: Die Deutsche Telekom als wertvollster Konzern des Landes schafft es in der globalen Rangliste gerade mal auf Platz 51. Siemens auf Rang 78 kann mit dem Rivalen GE nicht einmal in dieser Hinsicht ansatzweise konkurrieren, die Deutsche Bank (Rang 91) liegt abgeschlagen hinter ihren international aktiveren Konkurrenten. Bei der Allianz reichte es nur für Platz 123 - die Allfinanzstrategie geht für Konzerne wie Citigroup (Platz 6), aber auch für die Niederländer von ING (Rang 108) offenbar deutlich besser auf.
Die Schwäche ihres Börsenwertes macht die Europäer weiter anfällig für Übernahmeversuche aus den USA. So konnte Procter & Gamble (Rang 17) den hohen Wert seiner Aktien ausnutzen, um zur Übernahme des deutschen Kosmetikunternehmens Wella (Rang 592) zu blasen. Der Viagra-Hersteller Pfizer wiederum übernahm die Spanier von Pharmacia - und konnte sich dank steigenden Aktionärsinteresses von Rang sechs auf Platz vier verbessern.
Zu den größten Gewinnern gehören übrigens Rohstoffkonzerne aus der Volksrepublik China. Ihr Börsenwert mag nach globalen Maßstäbe noch mehr als gering sein, die Steigerungsraten aber wirken imposant: Der Mineralölkonzern Petrochina etwa schob sich im Ranking der wertvollsten Unternehmen aus Schwellenstaaten von Platz 83 auf Rang drei vor - und das Konglomerat Sinopec rückte von Rang 113 auf Platz fünf vor.