Milchmogul und Milliardenbetrüger Calisto Tanzi ist tot

Er baute die Parmalat-Gruppe zu einem Imperium aus, später war Calisto Tanzi für einen der spektakulärsten Unternehmenszusammenbrüche Italiens verantwortlich. Jetzt ist er im Alter von 83 Jahren gestorben.
Calisto Tanzi spricht im Jahr 2005 mit seinen Rechtsanwälten vor einem Mailänder Gericht

Calisto Tanzi spricht im Jahr 2005 mit seinen Rechtsanwälten vor einem Mailänder Gericht

Foto: Reuters Photographer / REUTERS

Der italienische Unternehmer Calisto Tanzi, Gründer des ehemaligen Milch-Imperiums Parmalat, ist am Samstag im Alter von 83 Jahren gestorben. Tanzi verwandelte ein kleines Familienunternehmen für Milchprodukte in den multinationalen Lebensmittelkonzern Parmalat, der dann in einem der größten Bankrott-Skandale der italienischen Geschichte zusammenbrach. Tanzi starb übereinstimmenden italienischen Medienberichten zufolge an einem Lungeninfekt in einem Krankenhaus seiner Heimatstadt Parma, nach der er auch sein Unternehmen benannt hatte.

Parmalat brach 2003 zusammen, als ein 14-Milliarden-Euro-Loch in seiner Bilanz aufgedeckt wurde, das die Ersparnisse tausender Kleinanleger in einem Konkurs vernichtete. Das Unternehmen hatte jahrelang seine Gewinne und Umsätze zu hoch angegeben. Die Pleite löste weltweit Rechtsstreitigkeiten gegen Dutzende von Banken aus. Tanzi musste sich zusammen mit anderen Führungskräften des Unternehmens und prominenten italienischen Bankern einer Reihe von Prozessen stellen. Er wurde der Marktmanipulation, des betrügerischen Konkurses und anderer Vorwürfe für schuldig befunden und zu mehreren Haftstrafen verurteilt.

Höhenflug nicht nur am Milchmarkt

Geboren 1938 in der Kleinstadt Collecchio, übernahm er im Alter von 22 Jahren das örtliche Milchunternehmen seines Großvaters. Mehr als vier Jahrzehnte später verfügte die Parmalat-Gruppe über rund 130 Fabriken in aller Welt, die Milch, Joghurt und andere Lebensmittelprodukte herstellten. Zu seinem Unternehmen gehörten auch ein Fußballverein der ersten Liga – dem FC Parma, der unter Tanzis Besitzerschaft zweimal den UEFA-Cup gewann –, ein Tourismusunternehmen und ein Fernsehsender. Außerdem sponserte er Ski- und Formel-1-Rennteams.

Die Parmalat-Krise, in Italien als »Crac Parmalat« bekannt, brach 2003 aus, als das Unternehmen erklärte, dass ein 4-Milliarden-Euro-Bankkonto auf den Kaimaninseln nicht existierte. Das zwang das Management, Konkursschutz zu beantragen und löste eine strafrechtliche Untersuchung wegen Betrugs aus.

Bei den darauffolgenden Untersuchungen fanden die Behörden unter anderem heraus, dass Tanzi Kunstschätze von Meistern wie Pablo Picasso, Claude Monet und Vincent van Gogh in den Wohnungen von Freunden versteckt hatte. Die Kunstwerke wurden 2019 versteigert.

col/Reuters

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