Ex-Nissan-Chef Ghosn beteuert vor Gericht seine Unschuld

Carlos Ghosn (Oktober 2017)
Foto: Charles Platiau/ REUTERSDer in Japan in Untersuchungshaft sitzende frühere Verwaltungsratschef des Renault-Partners Nissan, Carlos Ghosn, ist am Dienstag vor Gericht erschienen. Er hatte die öffentliche Anhörung beantragt, um den konkreten Grund für seine Untersuchungshaft zu erfahren und Stellung nehmen zu können. Nach Angaben seines Sohnes Anthony sollte er dafür zehn Minuten Zeit bekommen.
Er werde "zu Unrecht beschuldigt", hieß es in einer schriftlichen Erklärung des 64-Jährigen. Seine Inhaftierung bezeichnete Ghosn darin als "ungerechtfertigt". Die Anschuldigungen gegen ihn seien allesamt unbegründet. Er habe - anders als von der Staatsanwaltschaft dargestellt - von Nissan nie Bezüge erhalten, die nicht auch öffentlich gemacht worden seien.
Ghosn und sein früherer Vertrauter Greg Kelly waren am 19. November in Tokio wegen des Verdachts auf Verstoß gegen Börsenauflagen festgenommen worden. Es war nun Ghosns erster öffentlicher Auftritt seit der Festnahme. Der ehemalige Nissan-Chef wird verdächtigt, in Japan jahrelang ein viel zu niedriges Einkommen deklariert und sich an Firmenkapital des Autobauers Nissan bereichert zu haben.
Kelly kam kürzlich gegen Kaution aus der Untersuchungshaft frei. Ghosn dagegen bleibt vorerst in Haft, nachdem die Staatsanwaltschaft weitere Vorwürfe gegen den Automanager erhoben hatte. Demnach soll er auch private Investitionsverluste auf seinen früheren Arbeitgeber Nissan übertragen haben. Erst am 31. Dezember hatte das Bezirksgericht in Tokio die Untersuchungshaft für Ghosn ein weiteres Mal bis zum 11. Januar verlängert.

Richter Yuichi Tada (oben, M.) vor der Ghosn-Anhörung; rechts sitzt das Verteidigerteam
Foto: KIYOSHI OTA/ AFPEr betrat den Gerichtssaal in Tokio am Dienstagmorgen in einem dunklen Anzug ohne Krawatte - und mit zwei Bewachern. Sie nahmen ihm dann seine Handfesseln ab und setzten sich neben ihn auf eine Bank vor seinen drei Anwälten. Der Auftritt war von großem öffentlichen Interesse begleitet: Mehr als 1100 Menschen waren vor Beginn der Anhörung zum Gericht in Tokio gekommen, um einen der 14 Zuschauersitze im Gerichtssaal zu bekommen.
Der Richter rechtfertigte die Untersuchungshaft für Ghosn. Es bestehe Fluchtgefahr. Zudem müsse verhindert werden, dass der Beschuldigte Beweise verfälsche.
Nissan sowie der japanische Autobauer Mitsubishi setzten Ghosn wegen der Affäre als Vorsitzenden ihrer Verwaltungsräte ab, Renault hält offiziell an ihm als Vorstandschef fest. Die Geschäfte für Renault führt vorläufig jedoch sein Stellvertreter Thierry Bolloré.