Chefwechsel Wieandt lenkt ab Montag die HRE
München - Wieandt tritt seine Stelle schon am kommenden Montag an, die die Bank am Dienstagabend nach einer Aufsichtsratsitzung mitteilte. Zuvor hatte der bisherige Vorstandsvorsitzende Georg Funke nach tagelangen Rücktrittsforderungen mit sofortiger Wirkung seine Ämter niedergelegt. Wieandt gilt in der Bankenszene als hervorragend vernetzt und als Zögling von Deutsche Bank- -Bank-Chef Josef Ackermann. Das komplette Finanzierungsmanagement des Unternehmens soll künftig der Commerzbank- -Manager Kai Wilhelm Franzmeyer verantworten.
Das Unternehmen war im Zuge der internationalen Finanzkrise in massive Geldnöte geraten. Ein eilig geschnürtes Rettungspaket in Höhe von 35 Milliarden Euro war Ende vergangener Woche zunächst geplatzt. Daraufhin stockten Regierung und Finanzwirtschaft das Volumen in der Nacht zum Montag dann nochmals auf rund 50 Milliarden Euro auf. Der Aufsichtsrat hatte zunächst trotz der Beinahe-Pleite an Funke als Krisenmanager festgehalten.
Allerdings war es im Laufe der Krise zu so schweren Verstimmungen zwischen Funke und Bundesfinanzminister Peer Steinbrück (SPD) gekommen, dass Funkes Abtritt in Finanzkreisen bereits am Montag nur noch als eine Frage der Zeit galt. Steinbrück hatte Funke nach den turbulenten Ereignissen massiv unter Beschuss genommen und eine weitere Zusammenarbeit mit ihm abgelehnt. Die Bundesregierung fühlte sich während der Verhandlungen über das Rettungspaket für den Konzern vom Management des Dax-Konzerns falsch informiert und hatte ihre Empörung mehrfach auch öffentlich geäußert.
Steinbrück forderte auch HRE-Aufsichtsratschef Kurt Viermetz zum Rücktritt auf. Der Minister sprach im Bundestag von "erstaunlicher Hilflosigkeit" und "Wunschdenken" des bisherigen Managements. Nach Informationen aus Unternehmenskreisen will Viermetz seinen Stuhl aber nicht räumen. Er sehe trotz der Rücktrittsforderungen gegenwärtig keine Veranlassung, sein Amt aufzugeben, erfuhr die Deutsche Presse-Agentur am Dienstag aus den Kreisen. Ein Unternehmenssprecher erklärte am Abend: "Weitere Personalentscheidungen sind nicht getroffen worden."
Der 53-jährige Funke stand seit Beginn an der Spitze des Unternehmens, das vor fünf Jahren als Abspaltung des gewerblichen Immobiliengeschäfts der HypoVereinsbank gestartet war. Unter seiner Leitung schaffte der Konzern vor drei Jahren den Aufstieg in den Dax .
Bereits Anfang des Jahres war Funke in die Kritik geraten, weil er völlig überraschend Millionenbelastungen aus der Finanzmarktkrise eingeräumt und den Aktienkurs damit auf Talfahrt geschickt hatte. In der vergangenen Woche war die Aktie nach der ersten Nachricht über die finanziellen Probleme des Konzerns innerhalb eines Tages nochmals um fast 80 Prozent eingebrochen.
Auch die Staatsanwaltschaft München nimmt die Vorgänge bei dem Konzern inzwischen ins Visier. "Wir beobachten den Ablauf des Geschehens", sagte Oberstaatsanwalt Anton Winkler am Dienstag in München. Ein Ermittlungsverfahren sei bislang aber nicht eingeleitet worden. Auch eine Strafanzeige gegen Vorstände oder andere Verantwortliche liege der Münchner Staatsanwaltschaft nicht vor. Die Ermittler behalten die Entwicklung dennoch im Blick und sammeln bereits Medienberichte über die Vorgänge in dem Konzern.
Aktionärsschützer werfen dem Management schwere Fehler vor und prüfen eine Anzeige. Eine Entscheidung darüber sei aber noch nicht gefallen, sagte Daniela Bergdolt von der Deutschen Schutzvereinigung für Wertpapierbesitz (DSW) am Dienstag. Es bestehe der Verdacht, dass das Unternehmen die Aktionäre in der vergangenen Woche zu spät über die Krise informiert habe.
mik/dpa