Nach Stromausfällen China genehmigt Dutzende neue Kohlekraftwerke

In der Volksrepublik bahnt sich ein neuer Kohleboom an: Offenbar will der weltgrößte CO₂-Emittent mit weiteren Meilern seine eigene Energiekrise bekämpfen – ein herber Rückschlag für den Kampf gegen die Klimakatastrophe.
Kohlekraftwerk in der chinesischen Provinz Shanxi (Archivbild)

Kohlekraftwerk in der chinesischen Provinz Shanxi (Archivbild)

Foto: Olivia Zhang / AP

Der weltgrößte Treibhausgasemittent China steht offenbar davor, Dutzende neue Kohlekraftwerke zu bauen.

Laut einer Analyse der Thinktanks Centre for Research on Energy and Clean Air (CREA) and Global Energy Monitor (GEM) genehmigten die Behörden der Volksrepublik 2022 Anlagen mit einer Gesamtleistung von 106 Gigawatt: viermal so viele wie im Jahr zuvor.

Die 106 Gigawatt sind der höchste Wert seit 2015, als Chinas Regierung zusammen mit Vertretern von fast 200 andere Staaten das Pariser Klimaabkommen unterzeichnete. Dieses sah vor, die durchschnittliche Erwärmung der Erde auf möglichst 1,5 Grad Celsius zu begrenzen. Chinas Emissionen stiegen danach weiter an; das Land bezieht einen Großteil seines Stroms aus Steinkohlekraftwerken.

Im vergangenen Jahr wurden in der Volksrepublik bereits neue Kohlemeiler mit einer Kapazität von 50 Gigawatt gebaut, schreiben CREA und GEM. Das waren gut 50 Prozent mehr als zuvor. Zum Vergleich: Sämtliche Kohlekraftwerke in Deutschland zusammen haben eine installierte Leistung von knapp 40 Gigawatt.

Der neue Kohleboom im Fernen Osten ist ein herber Rückschlag im Kampf gegen die Klimakatastrophe. China stößt bereits mehr als doppelt so viel CO₂ aus wie der zweitgrößte Emittent, die Vereinigten Staaten. In den ersten Jahren nach Unterzeichnung des Pariser Klimavertrags hatten die chinesischen Behörden weniger neue Kohlemeiler genehmigt als zuvor. Nun dreht der Trend.

»Die Geschwindigkeit, mit der 2022 Projekte vorangetrieben wurden, war außergewöhnlich«, sagte die GEM-Analystin Flora Champenois. Viele Projekte hätten innerhalb weniger Monate Genehmigungen wie auch Finanzmittel erhalten, da sie nach Einschätzung der Behörde die Stabilität des Stromnetzes gewährleisten und Blackout-Risiken minimieren könnten.

China hatte Mitte 2021 eine Welle von Stromausfällen aufgrund von Problemen bei der Kohleversorgung erlebt. 2022 brach nach einer langen Dürre die Erzeugung von Elektrizität aus Wasserkraft ein; daraufhin wurde in einigen Regionen Strom rationiert. Nach einer Konjunkturschwäche infolge der strengen Coronaregeln und -lockdowns versucht die Regierung Peking, nun wieder das Wirtschaftswachstum anzukurbeln.

che/Reuters
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