»Es wird ein neues Normal sein« Finanzminister Lindner rechnet mit dauerhaft hohen Energiepreisen

Christian Lindner
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Bundesfinanzminister Christian Lindner rechnet nach eigener Aussage mit dauerhaft hohen Energiepreisen und räumt dem Kampf um Preisstabilität höchste Priorität ein. »Es wird ein neues Normal sein«, sagte der FDP-Chef im Interview mit »Bild am Sonntag«. »Gas über die Flüssiggasterminals ist schon aus logistischen Gründen teurer als das russische Pipeline-Gas«, sagte Lindner.
»Das Preisniveau bleibt also höher, aber ohne ruinöse Spitzen.« Lindner bekräftigte zum Jahresauftakt die Erwartung der Bundesregierung für leicht rückläufige Inflationsraten: »Für 2023 rechnen wir mit 7 Prozent, aber 2024 und danach sinken die Zahlen laut den Prognosen weiter. Ziel bleibt 2 Prozent. Das muss für Europäische Zentralbank und Bundesregierung höchste Priorität haben, denn dauerhaft hohe Inflation würde unser wirtschaftliches Fundament unterspülen.«
»Das Verbot sollte fallen«
In diesem Zusammenhang forderte Lindner die Ampel-Regierung auf, das Fracking-Verbot in Deutschland im neuen Jahr aufzuheben. »Nicht nur die Preise für die Verbraucher lohnen neues Nachdenken, auch die Argumente dagegen sind überholt«, sagte Lindner der Finanzminister. »Eine unabhängige Expertenkommission des Bundestages hat 2021 bestätigt, dass die Technologie verantwortbar ist. Das Verbot sollte fallen. Dann können private Investoren entscheiden, ob der Abbau wirtschaftlich ist. Gegenüber Gas aus anderen Weltregionen erwarte ich Wettbewerbsvorteile.«
Beim Fracking wird in Erdschichten enthaltenes Erdgas mit Chemikalien und Druck extrahiert. Seit 2017 ist hierzulande die Ausbeutung von Gasvorkommen in Schiefer- und Kohleflözschichten verboten, weil dies als Gefährdung unter anderem für das Grundwasser gilt. Aus der Wirtschaft und aus den Parteien FDP, CDU/CSU und AfD kamen zuletzt wiederholt Rufe nach einer Aufhebung dieses Verbots.