Corona-Folgen Unternehmen benötigen laut EU-Kommission 720 Milliarden Euro Kapital
Die EU will Unternehmen dabei unterstützen, die Folgen der Corona-Pandemie zu bewältigen. Ein neues Instrument der Europäischen Investitionsbank soll dabei helfen.
Vizepräsidentin Vestager: Die EU-Kommission sieht einen Bedarf von 720 Milliarden Euro allein für 2020
Foto: OLIVIER MATTHYS/ AFPEuropäische Unternehmen benötigen laut Schätzung der EU-Kommission allein dieses Jahr Finanz- und Kapitalspritzen im Umfang von 720 Milliarden Euro. Vizepräsidentin Margrethe Vestager nannte diese Zahl in Brüssel. Falls Ausgangsbeschränkungen länger dauern oder eine zweite Pandemiewelle eintreten sollte, könnte der Betrag noch höher ausfallen.
Die Mitgliedstaaten hätten zwar massive Liquiditätshilfen für Unternehmen aufgelegt. "Das wird jedoch nicht genug sein." Mit dem sogenannten Solvency Support Instrument will die EU mithilfe von privaten Investoren insgesamt 300 Milliarden Euro für Unternehmen mobilisieren. Dabei stellt die Union selbst 31 Milliarden Euro etwa für Garantien zur Verfügung. Das Programm ist Teil der am Mittwoch von der EU-Kommission vorgestellten Maßnahmen im Kampf gegen die Coronakrise.
Ein neues Solvenzinstrument bei der Europäischen Investitionsbank (EIB) solle helfen, den Bedarf auch in Staaten zu decken, die selbst wenig finanziellen Spielraum hätten, sagte Vestager weiter. "Wir konzentrieren uns auf die Mitgliedstaaten, die am härtesten betroffen und am wenigsten in der Lage sind, Unternehmen zu unterstützen", sagte Vestager. Denn die unterschiedliche Handlungsfähigkeit der Staaten drohe zu weiteren Verzerrungen innerhalb Europas zu führen. "Keiner von uns wird sich von dieser Krise kräftig erholen, wenn wir uns nicht gemeinsam von der Krise erholen", sagte die Dänin.
Welche Unternehmen unterstützt werden, soll der Markt entscheiden. Private Investoren sollen überlebensfähige Unternehmen identifizieren, die nur wegen der Corona-Pandemie in die Krise gerutscht sind. Sie sollen die Bücher und Geschäftspläne der Firmen prüfen und EU-Garantien nutzen können, wenn sie eigenes Geld in die Unternehmen stecken. "Es gibt keinen Verteilschlüssel", sagte Vestager. Der Steuerungsausschuss werde lediglich Obergrenzen setzen, wie viel in die einzelnen Länder maximal fließen kann. Aber innerhalb dieses Rahmens würden die Investoren entscheiden, wie viel Geld sie in einzelne Länder stecken.
Nun stehen die Verhandlungen mit dem EU-Parlament und den Mitgliedstaaten über die genaue Ausgestaltung des Programms an. Von der Dauer der Gespräche hänge es ab, wann das erste Geld ausgezahlt werden könne, sagte Vestager. Die EIB werde aber bereits jetzt mit den Vorbereitungen beginnen.
Das Kriseninstrument soll noch dieses Jahr zur Verfügung stehen, im Spätsommer oder Frühherbst.
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