Prognose zu Corona-Folgen Britische Notenbank erwartet tiefste Rezession seit 325 Jahren

Vauxhall-Werk in Ellesmere Port: Tiefster wirtschaftlicher Einbruch seit mehr als 300 Jahren
Foto: Colin McPherson/ Getty ImagesDie Coronakrise könnte in Großbritannien zu einem noch stärkeren wirtschaftlichen Einbruch führen als selbst zwei Weltkriege: Die Bank of England rechnet für den Zeitraum von April bis Juni mit einem Rückgang der Wirtschaftsleistung um 25 Prozent im Vergleich zum Vorjahr. Im gesamten Jahr 2020 könnte die Wirtschaft demnach um 14 Prozent schrumpfen. Die massiven Beschränkungen aufgrund der Corona-Pandemie könnten somit den höchsten Rückgang der Wirtschaftstätigkeit in der 325-jährigen Geschichte der Bank of England verursachen, teilte die Notenbank mit.
Damit sind die Aussichten für die britische Wirtschaft noch deutlich schlechter als für die deutsche: Die Bundesregierung erwartet derzeit einen Rückgang der Wirtschaftsleistung in diesem Jahr um 6,3 Prozent.
Für das kommende Jahr rechnet die Bank of England allerdings mit einer ebenfalls steilen Erholung: 2021 könnte das Bruttoinlandsprodukt demnach um 15 Prozent höher ausfallen als in diesem Jahr.
Angesichts der düsteren konjunkturellen Aussichten für 2020 seien "sehr deutliche geldpolitische und fiskalische Impulse" erforderlich. An diesem Donnerstag beließ die Notenbank um ihren Chef Andrew Bailey den historisch niedrigen Leitzins zwar weiter bei 0,1 Prozent. Sie stellte aber in Aussicht, weitere Maßnahmen zu ergreifen.
Experten gehen davon aus, dass die Notenbank ihr Programm zum Aufkauf von Staatsanleihen im nächsten Monat aufstocken wird. Die Bank of England erwartet, dass das bisher angestrebte Volumen der Anleihenkäufe von 645 Milliarden Pfund Anfang Juli erreicht sein wird.
Die wirtschaftliche Krise wird der Prognose der Notenbank zufolge auch massive Auswirkungen auf die Beschäftigten haben. Für das zweite Quartal 2020 rechnet die Bank mit einer Arbeitslosenquote von neun Prozent - das wäre eine Verdopplung.
Das Bankensystem ist der Notenbank zufolge allerdings für die Krise gewappnet. In einem am Computer simulierten Stresstest unterstellte sie, dass die Wirtschaftsleistung im zweiten Quartal um fast 30 Prozent im Vergleich zum Vorjahreszeitraum einbricht. Das Ergebnis: Die Kapitalpuffer der Institute würden ausreichen, um den Kreditfluss an die Wirtschaft aufrechtzuerhalten.
In dem Szenario summierten sich die Kreditverluste der Branche auf mehr als 80 Milliarden Pfund (rund 92 Milliarden Euro). Die Banken seien aufgrund ihrer Kapitalpuffer sogar in der Lage, noch höhere Belastungen zu schultern.