Shutdown-Folge Altmaier korrigiert Wachstumsprognose kräftig nach unten

Wirtschaftsminister Altmaier: Auf der sicheren Seite
Foto: Michele Tantussi / dpa/Reuters-PoolBundeswirtschaftsminister Peter Altmaier (CDU) erwartet nach SPIEGEL-Informationen für dieses Jahr deutlich weniger Wachstum als noch im Herbst vorausgesagt. 2021 werde die Wirtschaft nur um drei Prozent zulegen, sagt Altmaier im neuen Jahreswirtschaftsbericht voraus, den er in der kommenden Woche vorstellen wird.
Noch im Oktober hatte der Wirtschaftsminister mit einem Plus von 4,4 Prozent gerechnet. Als Ursache für die Korrektur gibt der Bericht die Verlängerung des Shutdowns an. Weil die wirtschaftliche Erholung verhaltener ausfällt, werde die Zahl der Arbeitslosen im Jahresdurchschnitt nur um rund 80.000 Personen gegenüber dem Vorjahr sinken.
Das Wachstum wird damit in diesem Jahr nicht den Einbruch ausgleichen, den die deutsche Wirtschaft vergangenes Jahr verzeichnete. 2020 sank die Wirtschaftsleistung um fünf Prozent. Die Wachstumsprognose des Jahreswirtschaftsberichts wird derzeit zwischen Wirtschafts- und Finanzministerium abgestimmt.
Mit der neuen Prognose setzt sich in der Bundesregierung eine deutlich vorsichtigere Sicht auf die wirtschaftliche Erholung durch. Altmaier hat sich dazu entschieden, im Wahljahr nicht allzu sehr auf Optimismus zu setzen. Es sähe nicht gut aus für die Regierung, wenn die Vorhersage kurz vor dem Urnengang korrigiert werden müsste, so sein Kalkül. Einen besseren Eindruck macht es, wenn sich die Wirtschaft im Verlauf des Jahres dann doch besser erholt als im Januar in Aussicht gestellt. Insofern fühlt sich Altmaier nun auf der sicheren Seite.
Mit ihrer Voraussage bewegt sich die Bundesregierung am unteren Rand des Prognosespektrums. Vor allem die Wirtschaftsforschungsinstitute blicken deutlich zuversichtlicher auf das neue Jahr. So sagen das RWI aus Essen und das gewerkschaftsnahe Institut für Makroökonomie und Konjunktur (IMK) ein Plus von 4,9 Prozent voraus.
Das arbeitgebernahe Institut der Deutschen Wirtschaft (IW) rechnet immerhin noch mit einem Wachstum von 4,0 Prozent. Die Bundesbank schätzt den Aufschwung dagegen ähnlich vorsichtig ein wie die Bundesregierung. Auch sie sagt eine Zunahme von drei Prozent voraus. Die Prognosen stammen von Mitte Dezember.