Folgen der Pandemie Coronakrise beendet langen deutschen Bauboom

Auch die Baubranche kann sich der Coronakrise nicht widersetzen. Zwar ist im Februar die Zahl der Auftragseingänge auf ein Rekordhoch gestiegen - dennoch dürfte die lange anhaltende Boomzeit bald vorbei sein.
Bauarbeiten am Bahnhof Stuttgart 21 (Archivbild): Der Boom in der Branche ist vorbei

Bauarbeiten am Bahnhof Stuttgart 21 (Archivbild): Der Boom in der Branche ist vorbei

Foto: Max Kovalenko/ imago images/Lichtgut

Wegen der Coronakrise erwartet auch die deutsche Baubranche für 2020 stagnierende Geschäfte. Trotz vergleichsweise guter Umsätze im Januar und Februar dürften die gesamten Erlöse nominal nur das Niveau von 2019 erreichen. Das teilte der Hauptverband der Deutschen Bauindustrie (HDB) mit.

"Angesichts der zunehmenden Meldungen über Auftragsstornierungen, ausbleibende Ausschreibungen und Behinderung der Bautätigkeit wird ein Umsatzplus zunehmend unrealistisch", sagte HDB-Hauptgeschäftsführer Dieter Babiel. Im Dezember hatte die Branche noch ein Wachstum von 5,5 Prozent vorausgesagt.

"Fast 60 Prozent der von uns befragten Mitglieder sind von Corona-bedingten Einschränkungen betroffen", sagte Babiel und sprach von Baustellenschließungen, einem hohen Krankenstand und mehr Kosten aufgrund eines höheren Organisationsaufwands.

Neuaufträge im Februar auf Rekordhoch

Zudem würden den Betrieben auch fehlende Materiallieferungen und ausbleibende Subunternehmer aufgrund geschlossener Grenzen zusetzen. "Aus diesem Grund rechnen wir damit, dass sich die Umsätze spätestens ab April schlechter entwickeln werden."

Für Februar meldete das Statistische Bundesamt ein nominales Neugeschäft in der seit Langem boomenden Branche von rund 6,6 Milliarden Euro - und damit den "höchsten jemals gemessenen Wert an neuen Aufträgen in einem Februar". Nach den ersten beiden Monaten steht hier ein Plus von 4,3 Prozent zu Buche.

Die Betriebe seien zwar mit einem sehr hohen Auftragsbestand ins neue Jahr gestartet, bestätigte Babiel. "Wir befürchten aber, dass dieser zunehmend abschmilzt." Fast jedes vierte Unternehmen berichte von Stornierungen, 45 Prozent von sinkender Nachfrage oder fehlenden Ausschreibungen - vor allem bei Kommunen.

Der mittelständische Bauverband ZDB plädiert dafür, die Gemeinden zu unterstützen. "Bund und Länder fordern wir auf, ihre geplanten Investitionsbudgets zügig an den Markt zu bringen", sagte ZDB-Hauptgeschäftsführer Felix Pakleppa.

Im April sank das vom Münchner Ifo-Institut berechnete Geschäftsklima am Bau so stark wie noch nie. Auch die Erwartungen brachen ein. "Mit ihrer aktuellen Lage sind die Baufirmen jedoch mehrheitlich noch zufrieden", sagte Ifo-Präsident Clemens Fuest.

brt/Reuters
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