Coronakrise
Bundesregierung sagt Spitzengespräch zu kostenlosen Schnelltests ab
Arbeitnehmer sollen mindestens einmal pro Woche gratis getestet werden, versprechen Bund und Länder. Details sollte eine Videokonferenz mit der Wirtschaft klären. Nun wird sie überraschend vertagt.
Corona-Schnelltest: Welche Rolle können Betriebe bei der Teststrategie spielen?
Foto: Bodo Schackow / picture alliance/dpa
Eine für diesen Freitag geplante Gesprächsrunde der Bundesregierung mit Wirtschafts- und Gewerkschaftsvertretern zum Thema Corona-Schnelltests in Betrieben ist geplatzt. »Es gibt noch zu klärende Fragen«, sagte Regierungssprecher Steffen Seibert in Berlin. Daher entfalle die für den Nachmittag geplante Videokonferenz.
Bei den Bund-Länder-Beratungen am Mittwoch war beschlossen worden, dass die Unternehmen ihren in Präsenz Beschäftigten pro Woche mindestens einen kostenlosen Schnelltest anbieten würden. Dazu werde die Bundesregierung mit der Wirtschaft »noch in dieser Woche abschließend beraten«, hieß es in dem Beschlusspapier.
Dieser Zeitplan kann nun nicht gehalten werden. Seibert nannte keinen neuen Termin für das Gespräch.
Es sei wichtig, dass die Menschen in den Betrieben ein Testangebot bekämen, betonte der Regierungssprecher. Manche Unternehmen böten ihren Beschäftigten bereits »seit geraumer Zeit« Schnelltests an. »Das zeigt: Es ist absolut möglich.«
Der Bundesverband der Deutschen Industrie (BDI) erklärte, die Unternehmen stünden in der Pandemie »zu ihrer gesamtgesellschaftlichen Verantwortung«. Bei den Schnelltests für Beschäftigte seien aber »noch entscheidende Fragen an die Bundesregierung offen«. Es gehe »insbesondere um rechtliche und logistische Themen, beispielsweise inwiefern Unternehmen die Testergebnisse ans Gesundheitsamt melden sollen und dürfen«. Diese Fragen sollten nun »schnell und unbürokratisch« geklärt werden.
Auch bei Impfungen könnten Unternehmen eingebunden werden
Der Verband verwies auch auf die Möglichkeit, dass Betriebsärzte »perspektivisch« in die Impfkampagne einsteigen könnten, »sobald genügend Impfstoff zur Verfügung steht«.
Seibert sagte, Betriebsärztinnen und -ärzte könnten später, wenn genügend Impfstoff vorhanden sei, »eine sehr wichtige Rolle« bei der Impfkampagne spielen. Sie genössen das Vertrauen der Belegschaften und hätten auch Erfahrungen mit Impfungen, etwa gegen die Grippe. Bei dem abgesagten Gespräch am Freitag sollte das Thema Impfen laut Seibert aber keine Rolle spielen.
Zuvor hatten mehrere Großunternehmen vorgeschlagen, selbst ihre Beschäftigte sowie Familien und zum Teil sogar Dritte zu impfen. »Wir wollen pragmatisch dazu beitragen, so schnell wie möglich Herdenimmunität in Deutschland zu erreichen«, sagte der Chef der Deutschen Bank, Christian Sewing, der »Welt«. »Wir sind deshalb grundsätzlich bereit, Menschen eine Impfung zu ermöglichen, auch wenn sie nicht für uns arbeiten.«
Viele Unternehmen wollen sich an Impfprogramm beteiligen
Auch die Konzerne Allianz, Adidas, Deutsche Post, Deutsche Telekom, Siemens und Axel Springer wollen laut dem Bericht zum schnelleren Abarbeiten des nationalen Impfprogramms beitragen. Die Allianz plane, bis zu 25 Impfstraßen auf ihren Betriebsgeländen einzurichten, sagte Konzernchef Oliver Bäte der Zeitung. Die Vorbereitungen würden bereits getroffen.
Post-Chef Frank Appel sagte der »Welt«: »Bereits Anfang des Jahres haben wir gesagt, dass wir bei ausreichender Verfügbarkeit Impfstoff für unsere Mitarbeiter kaufen und diesen impfen würden, wenngleich unsere Aktivitäten die Anstrengungen der Regierung nur ergänzen können.«
Der Chef von Axel Springer, Mathias Döpfner, erklärte, der Konzern habe »diese Idee schon vor Wochen an die Politik herangetragen«. Betriebsärzte könnten demnach im Einklang mit der vorgesehenen Impfreihenfolge nicht nur Mitarbeiter impfen, sondern später womöglich auch Familienangehörige im selben Hausstand.