Davos-Blog Die Highlights vom Gipfel der Reichen und Mächtigen
In Davos traf sich die Elite aus Politik, Wirtschaft und Wissenschaft zum Weltwirtschaftsforum. SPIEGEL ONLINE war live dabei. Die Highlights können Sie hier nachlesen.

Im Auftrag der "Grande Nation": Präsident Hollande
Foto: Jean-Christophe Bott/ AP/dpa- Jack Ma hat nicht nur gelernt, wie man als Chinese ein erfolgreicherer Unternehmer wird, als die meisten Amerikaner. Der Gründer des Internet-Konzerns Alibaba weiß auch, wie man seine Geschichte filmreif vermarktet. In Davos erzählt er die chinesische Variante des Tellerwäschers, der zum Milliardär wurde.
"Hollywood hat mich inspiriert, vor allem Forrest Gump", sagt Ma. Als er mit seinen Internet-Plänen nicht weiter kam, habe er von dem benachteiligten Filmhelden gelernt, nie aufzugeben. Dreimal sei er schon in der Grundschulprüfung gescheitert, später habe er sich 30 mal vergeblich um Jobs beworben und auch in Harvard zehnmal abgelehnt worden.
Der Rest ist bekannt, heute ist Ma der reichste Mann Chinas, 100 Millionen Kunden kaufen täglich auf den Alibaba-Seiten ein und der Konzern hat an der Wall Street einen der größten Börsengänge aller Zeiten hingelegt.
Doch Jack Ma will mehr. China ist ihm längst zu klein. "Mein Ziel ist es, mit Alibaba 2 Milliarden Kunden weltweit zu erreichen und 10 Millionen kleinen und mittelgroßen Firmen außerhalb Chinas den Handel über Alibaba ermöglichen." Konkurrenten wie eBay müssen sich warm anziehen. Und was sagt Jack Ma? "Ich liebe eBay!" - George Soros ist nicht mehr der Jüngste. Im August wird der legendäre Finanzinvestor 85 Jahre alt – doch sein politisches Sendungsbewusstsein scheint stärker denn je. In Davos hat Soros rund 200 Gäste zu einem Abendessen in ein Nobelhotel geladen, um ihnen seine Deutung der geopolitischen Lage zwischen Russland, Europa und der Ukraine zu erklären.
Dabei geht er durchaus deftig zu Werke. Vor allem Russland und dessen Präsident bekommen ihr Fett weg. Das Land sei unter Wladimir Putin zu einem „Mafia-Staat“ geworden. „Die Herrschenden nutzen die Ressourcen des Landes, um sich selbst zu bereichern und an der Macht zu bleiben“, schimpft Soros. Er habe tiefe Einblicke, wie Putin Präsident wurde. „Ich könnte Ihnen Horrorgeschichten darüber erzählen.“
Um seinen Worten Nachdruck zu verleihen, hat der Investor sogar die ukrainische Finanzministerin Natalie Ann Jaresko mitgebracht, die er zunächst als „Vertreterin des neuen Russlands“ vorstellt – ehe sie ihn mit einem schnellen „Nein, der Ukraine!“ korrigiert.
Auch zum billionenschweren Anleihekaufprogramm der Europäischen Zentralbank hat Soros etwas zu sagen: Er findet es „überwältigend“. Die Notenbank habe damit die Markterwartungen übertroffen. Daher, so ist sich Soros sicher, werde das Programm auch wirken im Kampf gegen Deflation und Wirtschaftsschwäche.
Einen Nachteil habe es allerdings, wenn sich die Politik so sehr auf die Notenbank verlasse: Durch das Aufkaufprogramm werde die Ungleichheit in Europa steigen, die Schere zwischen Arm und Reich gehe weiter auseinander, warnt der Multimilliardär. „Das dürfte einige ernsthafte politische Folgen haben.“
Da könnte Soros durchaus Recht behalten: Schon jetzt treibt die Geldflut die Preise für Aktien und Immobilien in die Höhe. Wer ohnehin schon viel hat, wird also noch reicher. Und dieser Trend dürfte sich nach der EZB-Entscheidung vom Donnerstag erst mal fortsetzen. - Nahezu zeitgleich mit Bekanntgabe der massiven Käufe von Staatsanleihen der Europäischen Zentralbank (EZB) hat Angela Merkel in Davos davor gewarnt, den irgendwann notwendigen Ausstieg aus dem Programm zu unterschätzen. „Diesen Tag müssen wir gut vorbereiten“, sagte Merkel.
Die CDU-Politikerin verwies auf die extremen Reaktionen, welche die Schweizer Nationalbank ausgelöst hatte, als sie vor gut einer Woche das Ende der Kurskontrolle für den Franken bekanntgab. So wie die Devisenkäufe in den vergangenen Jahren die tatsächliche Bewertung von Franken und Euro verzerrt hatten, so könnten die jetzt angekündigten EZB-Käufe auch die Unterschiede in der Wettbewerbsfähigkeit verschiedener Euro-Länder verdecken. „Plötzlich ist dann die Differenz da.“
Spätestens mit dem derzeitigen niedrigen Zinsniveau müssten die Länder ihre Haushalte sanieren und Strukturreformen durchführen, so Merkel. Dabei gebe es durchaus Fortschritte. „Italien macht im Augenblick anspruchsvolle Reformen, Frankreich ist auf dem Weg." Dennoch gelte mit Blick auf die Schuldennkrise: „Sie ist so einigermaßen im Griff, überwunden ist sie nicht.“ - Es ist der Tag, an dem ganz Davos nach Frankfurt schaut: Was tut die Europäische Zentralbank (EZB), um die Wirtschaft in Europa wieder in Schwung zu bringen und eine Spirale aus fallenden Preisen und Abschwung zu verhindern? Sie will in großem Stil Staatsanleihen kaufen - Ökonomen sprechen von Quantitative Easing (QE). 50 Milliarden Euro pro Monat sollen es sein, mindestens ein Jahr lang. Und was sagen die Amerikaner in Davos, die das fast unisono immer gefordert haben?
"Ich bin für QE", sagt US-Ökonom Larry Summers. "Aber es ist ein Fehler zu glauben, QE wäre ein Allheilmittel und würde alleine ausreichen." In den USA habe das Rezept funktioniert, aber unter ganz anderen Voraussetzungen. Die Zinsen waren höher, die Überraschung größer, der Effekt deutlich stärker, erklärt Summers. In Europa seien die Zinsen schon jetzt fast bei Null, die Banken gäben den Impuls der Notenbank kaum weiter, allein der schwächere Euro helfe ein wenig. "Aber die Möglichkeiten der Zentralbanken kommen an ihr Ende. QE muss in Europa von Strukturreformen und einer Stimulierung der Nachfrage begleitet werden." - Mit dem Sparen kennt sich Valdis Dombrovskis aus. Als der damals 37-Jährige Anfang 2009 Ministerpräsident von Lettland wurde, war das Land gerade wie kein zweites von den Folgen der internationalen Finanzkrise getroffen worden. Im Gegenzug für internationale Finanzhilfen mussten sich die Letten zu massiven Einsparungen verpflichten, der Protest dagegen fegte Dombrovskis Vorgänger aus dem Amt. Doch der Konservative setzte dennoch einen harten Sparkurs fort und führte sein Land innerhalb von kurzer Zeit zu neuem Wachstum.
Seit kurzem ist Dombrovskis nun EU-Kommissar für den Euro und Vizepräsident der Kommission muss als solcher diplomatischer sein als früher. Seine Meinung fällt aber immer noch ziemlich deutlich aus, wenn man ihn zu Griechenland befragt. Im Gegensatz zu Lettland kämpfen die Griechen bis heute mit den Krisenfolgen. Der Unmut darüber dürfte am Sonntag das Linksbündnis Syriza ins Amt bringen, das die bisherigen Vereinbarungen mit den Geldgebern aufkündigen und viele Reformen zurückdrehen will.
Wenige Tage vor der Wahl warnt Dombrovskis in Davos deutlich vor einer solchen Kehrtwende. „In Lettland haben wir die Einschnitte frühzeitig gemacht und konnten dann bald wieder wachsen“, sagte er SPIEGEL ONLINE. „In Griechenland wird versucht, diese Anpassungen aufzuschieben. Das hat die Rezession verlängert und verschärft. Und am Ende wurden die Einschnitte dadurch tiefer als in Lettland.“
Über ein mögliches Ausscheiden Griechenlands aus der Eurozone will Dombrovskis – im Gegensatz zu Teilen der Bundesregierung – zwar nicht spekulieren. Er sagt aber:
„Von möglichen Turbulenzen in Griechenland geht heute viel weniger Gefahr für den Rest der Euro-Zone aus als noch vor wenigen Jahren.“
Als Kommissar ist Dombrovikis nun auch für „sozialen Dialog“ zuständig. Doch der fällt zunehmend schwer in Griechenland, dessen Bürger die Krise oftmals in tiefe persönliche Not gestürzt hat. Dombrovskis versucht sich als Mutmacher: „Die griechische Wirtschaft verzeichnet endlich Wachstum, die Arbeitslosigkeit geht zurück und es gibt Überschüsse. Ein Rückschritt wäre sowohl für Griechenland als auch für Europa sehr unglücklich.“
Mit dieser Botschaft dürfte Dombrovskis bei vielen Griechen allerdings ebensowenig durchdringen wie Bundeskanzlerin Angela Merkel, mit der er den beruflichen Hintergrund als Physiker teilt. Der Beruf habe durchaus Auswirkungen auf die eigene Politik, sagt der Lette. „Man hat eine bestimmte Art, auf Probleme und ihre Lösung zu schauen. Physiker beschäftigen sich nicht nur mit Theorien, sondern überprüfen sie auch mit Experimenten.“ In Griechenland könnte das Experiment Sparkurs am Sonntag jedoch für endgültig gescheitert erklärt werden. - Pflichttermin für deutsche Promis in Davos: die DLD-Focus-Party des Verlegers Hubert Burda am MIttwochabend. Hier finden sich ungewöhnliche Paare wie Verteidigungsministerin Ursula von der Leyen und Internetverlegerin Arianna Huffington, IOC-Präsident Thomas Bach und Schauspielerin Maria Furtwängler oder der indische Stahlmagnat Lakshmi Mittal und Innenminister Thomas de Maizière. Letzterer bekam auch gleich noch ein Ständchen zum 61. Geburtstag gesungen. Zwei jedoch erschienen wieder in gewohnter Paarung: Der umstrittene Finanzunternehmer Carsten Maschmeyer und seine Frau Veronica Ferres.
- Außer ihrem Text bringen Redner selten etwas mit auf die Podien beim Weltwirtschaftsforum. Der ukrainische Präsident Petro Poroschenko jedoch hat sich am Dienstag ein durchlöchertes Stück gelbes Metall auf die Bühne reichen lassen. Nach seinen Angaben handelte es sich um ein Stück jenes Busses, in dem am Kontrollpunkt Wolnowacha kürzlich zwölf Zivilsten starben. Die Ukraine macht prorussische Rebellen für die Toten verantwortlich, von russischer Seite wird dagegen der ukrainische Geheimdienst der Tat bezichtigt.
Es handele sich “genauso um ein Symbol wie Charlie Hebdo”, sagte Poroschenko mit Bezug auf die islamistischen Terroranschläge von Paris. Er trug einen Anstecker mit dem Slogan „Je suis Wolnowacha“, den er kürzlich bereits bei einem Protestzug aufgegriffen hatte. „Terror ist kein Problem der Ukraine“, so der Politiker. „Es ist ein globales Problem.“
In seiner emotionalen Rede kritisierte Poroschenko heftig Russland, das nach seinen Angaben rund 9000 Soldaten auf ukrainischem Staatsgebiet hat. „Wenn das keine Aggression ist, was dann?“, so Poroschenko, der in Richtung russischer Regierung forderte: „Schließen Sie die Grenze und ziehen Sie alle fremden Truppen von meinem Territorium ab.“
Die Ukraine-Krise dominierte zwar eindeutig Poroschenkos Auftritt, der von Ex-Wirtschaftsminister Philipp Rösler moderiert wurde. Doch der Ukrainer fand auch noch Zeit, für die heimische Wirtschaft zu werben. Er habe allein von zwei Unternehmern in der ersten Reihe des Saals Zusagen über insgesamt eine Milliarde Dollar erhalten, sagte Poroschenko – und bat dann um Applaus für die Investoren.