Aktienmärkte EZB-Hilfen bremsen Absturz der Börsen

Handelssaal der Börse in Frankfurt (Archivbild)
Foto: Arne Dedert/ dpaDas Notpaket der Europäischen Zentralbank (EZB) hat die Talfahrt an den europäischen Börsen vorübergehend gestoppt. Der deutsche Leitindex Dax lag im frühen Handel mit fast zwei Prozent im Plus. Im Handelsverlauf schmolzen die Gewinne jedoch wieder ab.
Die EZB hat in der Nacht ein Notkaufprogramm für Anleihen in Höhe von 750 Milliarden Euro angekündigt. Damit sollen die wirtschaftlichen Folgen der Coronavirus-Pandemie abgemildert werden. Es soll dabei sowohl um staatliche als auch privatwirtschaftliche Wertpapiere gehen.
Der Dax gewann im frühen Handel 0,9 Prozent auf 8518 Zähler. Der MDax stieg um 0,3 Prozent auf 17.969 Punkte. Der Eurozonen-Leitindex EuroStoxx 50 legte um 0,9 Prozent auf 2406 Zähler zu.
Analysten zurückhaltend
Börsen-Experten äußerten sich am Morgen zurückhaltend zum Vorgehen der EZB. "Die Wirkung der Maßnahmen bleibt abzuwarten", sagte Volkswirt Stefan Kipar von der Bayerischen Landesbank. Zwar habe die EZB ein "großes Sicherheitsnetz eingezogen". Voraussetzung für nachhaltig stabile Märkte seien aber positive Nachrichten über die Entwicklung der Zahlen der vom Coronavirus Infizierten.
"Die EZB tritt entschlossen auf", schrieb Analyst Christian Schmidt von der Landesbank Helaba. Allerdings seien nach den massiven Verlusten für den Dax "auch nicht ansatzweise Entspannungssignale auszumachen".
Seit Beginn des Crash an den Börsen Ende Februar war der Dax um mehr als 5000 Punkte oder fast 40 Prozent eingebrochen. Die Einschränkungen des öffentlichen Lebens, der zum Erliegen kommende Transport und Verkehr sowie die Schließung von Produktionsstätten lasteten immer schwerer auf den Kursen. Anleger, Analysten und Händler versuchen, die Auswirkungen des sich ausbreitenden Virus auf die künftigen Ergebnisse der Unternehmen abzuschätzen - und an den Börsen eine angemessene Bewertung der Wertpapiere zu finden.
Die rasche Ausbreitung des Virus hatte zuletzt enorme Kursausschläge an den Finanzmärkten zur Folge. Viele institutionelle Investoren sahen sich wegen der rasch und stark zunehmenden Schwankungen gezwungen, risikobehaftete Anlagen wie Aktien zu verkaufen. Das wiederum hatte den Abwärtsdruck noch verstärkt. Anleger flüchteten in als sicherer geltende Anlagen wie Gold oder Staatsanleihen.
Anleihen steigen
Das angekündigte Notkaufprogramm der EZB hat zuletzt auch die Staatspapiere vieler Eurozonen-Länder teils massiv angetrieben. Bundesanleihen konnten im frühen Handel stark zulegen. Der richtungsweisende Euro-Bund-Future legte um 0,86 Prozent auf 170,64 Punkte zu. Die Rendite der zehnjährigen Bundesanleihen fiel im Gegenzug auf minus 0,36 Prozent.
Insbesondere italienische Papiere profitierten. So sackte die Rendite zehnjähriger Papiere im Gegenzug auf zuletzt 1,65 Prozent ab. Am Mittwoch hatten die Anleihen noch mit rund drei Prozent rentiert. Aber auch bei Anleihen aus Griechenland gab es am Morgen einen massiven Rückgang der Renditen.
Der Ölpreis erholt sich etwas von den Verlusten des Vortags. Ein Barrel (159 Liter) leichtes US-Öl kostet mit 23,33 Dollar 14,4 Prozent mehr als am Vortag. Nordseeöl der Sorte Brent verteuert sich um 6,8 Prozent auf 26,56 Dollar. Der Ölpreis macht damit einen Teil der Verluste vom Vortag wieder wett.